Probenstart auf der Seebühne: Die stille Regie hinter der großen Oper

Die Bregenzer Festspiele starten in die zweite Saison von „Der Freischütz“.
Bregenz Wenn auf der Seepromenade Opernarien erklingen, hat die Probenzeit der Bregenzer Festspiele begonnen. Ab 17. Juli kehrt „Der Freischütz“ auf die Seebühne zurück – und mit ihm Teufel Samiel, die Wolfschlucht und die dramatische Geschichte um Max und Agathe. Die zweite Saison der Erfolgsinszenierung steht an, die Proben dafür haben diese Woche begonnen.

Im Zentrum stehen wieder die Regieassistenten Max Koch und Daniel Hackenberg, die gemeinsam mit Regisseur Philipp Stölzl und dem Ensemble das Stück einstudieren. Während Koch vor allem auf und neben der Bühne agiert, übernimmt Hackenberg die Koordination im Hintergrund – von der Technik über die Requisite bis zur Kommunikation mit dem Ensemble. Beide ersetzen in den kommenden Wochen den Regisseur, der nicht durchgehend in Bregenz sein wird.

Das Duo
Max Koch war bereits im Vorjahr das „Gedächtnis der Inszenierung“, wie er sagt: Im Regiebuch hielt er sämtliche Anweisungen und Details handschriftlich fest. „In diesem Sommer bin ich dafür verantwortlich, die Oper für die Wiederaufnahme ganz im Sinne von Regisseur Philipp Stölzl wiederherzustellen“, sagt er. Beruflich ist Koch während des Jahres an der Oper Frankfurt engagiert, assistiert auch in München und arbeitet an eigenen Projekten.

Daniel Hackenberg ist ein Urgestein der Seebühne: Seit 2012 wirkt er bei jeder Produktion mit. Nach Stationen an der Wiener Staatsoper und in der Gesundheitsbranche arbeitet er heute in der Betriebsberatung – die Seebühne ist für ihn der einzige verbliebene künstlerische Fixpunkt. „Es ist eine andere Welt – und doch gibt es Parallelen: Planung, Kommunikation, psychologisches Gespür“, sagt er.

In ihrer Doppelrolle als Stellvertreter Stölzls achten Koch und Hackenberg darauf, dass künstlerische Linie und technische Umsetzung zusammenpassen. Bis zu drei Sängerinnen und Sänger teilen sich auf der Seebühne eine Partie – bei 27 Aufführungen in fünf Wochen ein notwendiger Schritt. Nicht alle kehren mit derselben Vorbereitung zurück: „Manche erinnern sich an nichts, andere kommen, als wäre keine Nacht vergangen“, so Koch.

Die Herausforderungen der Seebühne sind bekannt: knietiefes Wasser, Wind, große Distanzen – und dennoch soll jede Szene lebendig und präzise gespielt sein. Damit dies gelingt, setzen die beiden auf klare Kommunikation und Vertrauen. „Einige brauchen ein klares Raster, andere leben vom Freiraum“, erklärt Koch. Auch der musikalische Ausdruck ist ein Thema: Der Weg zum Bühnenhügel etwa erfordert eine exakte Koordination, damit die Arien ihren Ausdruck behalten. „Wir sorgen dafür, dass sich die Sänger vollkommen sicher fühlen – dann können sie mit großer Freiheit singen und spielen“, sagt Hackenberg. Gleichzeitig ziehen die beiden klare Grenzen, wenn es zu gefährlich wird.

Die zweite Saison des Freischütz bietet die Möglichkeit, das Bestehende zu verfeinern. „Es ist derselbe Freischütz wie im letzten Jahr – aber vielleicht gereifter und dadurch noch lebendiger“, resümiert Hackenberg. Dass ihre Arbeit meist im Verborgenen bleibt, sehen die beiden gelassen: „Wenn wir unseren Job gut machen, merkt niemand, dass wir überhaupt da waren.“ Entscheidend seien ohnehin die menschlichen Momente – und das Vertrauen innerhalb des Teams.

Einen ersten Einblick in das Stück bieten die Bühnenpräsentationen an den kommenden drei Samstagen, jeweils um 14 Uhr. Dabei demonstrieren die Bregenzer Festspiele, was die Seebühne technisch zu leisten vermag.
