„Light Shift“ verschmilzt Raum, Licht und Farbe

Kultur / 29.06.2025 • 13:46 Uhr
Miriam Prantl
Miriam Prantl präsentiert eine Retrospektive aus den Werkserien „Eightfolds”, „Manifolds” und „Integrals”. david murray

Miriam Prantl entfaltet im Haus 2226 Netzwerke aus Raum, Licht und Farbe.

Lustenau Unter dem Titel „Light Shift” präsentiert die Vorarlberger Künstlerin im Haus 2226 in Lustenau eine weitläufige Retrospektive, die Bilder aus den Werkserien „Eightfolds”, „Manifolds” und „Integrals” mit raumgreifenden Installationen und Lichtskulpturen verknüpft. Prantls Arbeiten kreisen um die elementaren Bestandteile Wahrnehmung – Raum, Licht und Farbe – und führen diese Komponenten in vielfältigen, sinnlichen Kontexten zusammen.

Miriam Prantl
Miriam Prantl im Haus 2226. david murray

Die großflächige Wandinstallation versammelt exemplarisch ausgewählte Bilder der drei Serien, die formal durch die strenge Grid- und Koordinatennutzung miteinander verbunden sind. Durch das Nebeneinanderstellen verschiedener Serien entstehen Überlagerungen und Interferenzen, die die Betrachter:innen in vibrierende, fast mehrdimensionale Bildräume eintauchen lassen. Obwohl die Werke zunächst flach anmuten, erzeugen die Farbinteraktionen und variierenden Linienstärken eine Tiefe, die sich dem Auge beständig entzieht. Die Wahrnehmung gerät in einen Schwebezustand, denn es gibt keinen fixen „Ist-Zustand“ – jeder Blick verändert die impressionistische Dichte und das kollektive Raumerlebnis. Prantl betont, dass ein wichtiger Aspekt all ihrer Arbeiten darin besteht, verschiedene Sinnesimpulse zu kombinieren, um die Erfahrung der Wahrnehmung im Raum zu vertiefen. Sie arbeite, so Prantl, sowohl mit Malerei im zweidimensionalen Raum und mit Raumachsen sowie Koordinatensystemen als Ordnungsprinzipien als auch mit skulpturalen Formen, die sich in drei Dimensionen ausdehnen, sowie mit Licht-, Video- und Sound-Installationen, die jeweils unterschiedliche Ebenen des Raumes bespielen.

Miriam Prantl
Miriam Prantl im Haus 2226. david murray

Die Vielschichtigkeit ihrer Herangehensweise zielt darauf ab, Farbe, Licht, Frequenzen und Schwingungen zu einem Netzwerk zu verweben, das die Betrachter sensibilisiert und die feinen Qualitäten des Raums hervorhebt. In dieser Vernetzung von Raum und Zeit öffnet sich ein immaterielles Umfeld, in dem ästhetische und profane Räume miteinander verschmelzen. Vier pulverbeschichtete Stahlringe, ineinander verschlungen, bilden bei „Spheres” eine räumliche Sphäre. Auf ihren inneren und äußeren Flächen verlaufen programmierte LED-Lichtlinien, deren kleine Punkte in entgegengesetzten Richtungen pulsieren und so den Eindruck des Schwebens hervorrufen. Lichtkollision und Lichtgleichklang wechseln sich ab, während der irisierende Lack der Stahlringe am Tag dezent schimmert. Nach Einbruch der Dunkelheit inszeniert das choreografierte Farbballett das Netz von Lichtkreisläufen und Lichtnetzwerken, sodass die Skulptur förmlich in den umgebenden Raum expandiert. Begleitet von dezenten Soundspuren wird der gehende und sehende Besucher selbst zum Gestaltungsfaktor: Sein Weg durch die Installation beeinflusst die Wahrnehmung der Frequenzen und Farbsequenzen. Die Sphäre dehnt ihre Wirkung aus, richtet sich sowohl an den Körper als auch an den Geist und eröffnet ein immersives, räumliches Erleben.

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Die Ausstellung im Haus 2226 lädt dazu ein, die Interdependenzen von Fläche, Linie und Farbe neu zu erkunden und die Grenzen zwischen Medium, Raum und Wahrnehmung aufzulösen. Geöffnet ist die Schau bis zum 30. September 2025.