Musikalische Magie im Dreiklang

Kultur / 14.07.2025 • 15:30 Uhr
Sitkovetsky Trio
Sitkovetsky Trio setzt sich aus den Musikern Alexander Sitkovetsky (Violine), Isang Enders (Violoncello) und Wu Qian (Klavier) zusammen. Schubertiade

Das Sitkovetsky Trio gastierte zum ersten Mal bei der Schubertiade.


Hohenems Der vergangene Sonntagnachmittag im Markus-Sittikus-Saal wurde zum Schauplatz eines bemerkenswerten Konzerts. Das Sitkovetsky Trio, bestehend aus Alexander Sitkovetsky (Violine), Isang Enders (Violoncello) und Wu Qian (Klavier), betrat zum ersten Mal bei der Schubertiade die Bühne vor Publikum. Zwar hatten die Musiker bereits drei Alben in diesem Saal aufgenommen, doch der lang erwartete Live-Auftritt ließ die Erwartungen hoch schrauben. Und die Erwartungen wurden nicht nur erfüllt, sondern in jeder Hinsicht übertroffen.

Sitkovetsky Trio

Gleich zu Beginn erklang Franz Schuberts frühes B-Dur-Trio-Fragment D 28 – ein Werk, das der Fünfzehnjährige als eine Art Vorahnung seiner späteren Meisterschaft hinterließ. Der formal unvollendete Satz wirkte in den Händen des Sitkovetsky Trios überraschend ausgereift. Mit geschmeidigem Ton, präzisem Zusammenspiel und einem natürlichen Fluss, der ohne Manierismen auskam, zeigten die drei Musiker, wie viel dramatische und gesangliche Kraft bereits in diesem Jugendwerk steckt. Die Musik atmete und ließ gleichzeitig erahnen, wie stark Schuberts musikalisches Empfinden bereits in jungen Jahren verwurzelt war.

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Danach folgte ein Umschlag in eine andere Welt: Beethovens D-Dur-Trio op. 70/1, auch geheimnisvoll „Geistertrio“ genannt. Hier offenbarte das Ensemble seine Fähigkeit, zwischen Vitalität und Vision zu changieren. Der Kopfsatz explodierte förmlich vor rhythmischer Energie, ohne je ins Poltern zu verfallen. Wu Qians Klavierspiel verlieh der Textur Leuchtkraft und Fülle, während Sitkovetskys schlanker Geigenton und Enders’ tragfähiges Cello einen feinsinnigen Kontrast bildeten. Im Largo wurde das Trio dann beinahe zur Schattenerscheinung: düster schwebende Akkorde, ein atmender Dialog zwischen Licht und Dunkel, zwischen Stille und Spannung. Die dramatische Verdichtung des Finales löste sich schließlich in einer eruptiven Entladung – Beethoven mit der ganzen Wucht seiner Imaginationskraft.

Sitkovetsky Trio

Der zweite Teil des Konzerts war gänzlich Schubert gewidmet, mit dem betörend schönen Es-Dur-Notturno D 897 als poetischem Zentrum. Hier brillierte das Sitkovetsky Trio mit jener sanglichen Zurückhaltung, die Schuberts Musik so dringend benötigt. Es gab kein überflüssiges Pathos und keine demonstrative Melancholie, sondern eine klare, atmende Schlichtheit, die ihre Wirkung aus dem Schweben der Linien und dem leuchtenden Ineinandergreifen der Stimmen bezog.

Sitkovetsky Trio

Zum großen Finale erklang Schuberts monumentales B-Dur-Trio D 898, das wie ein weit geöffnetes Fenster zur romantischen Welt klingt. Was das Sitkovetsky Trio daraus machte, war schlicht bezaubernd: Das Allegro moderato gelang mit behutsam gesetzter Grandezza, das Andante mit zartem Gewicht und innerer Wärme. Im Scherzo spürte man förmlich den Spieltrieb des Ensembles, das sich hörbar im Moment verankerte, ohne sich je darin zu verlieren. Das Rondo schließlich, ein tänzerischer Schlusssatz voller rhythmischer Raffinesse und melodischer Verzückung, geriet zum glanzvollen Höhepunkt dieses Nachmittags. Und als Zugabe gab es ein besinnliches Geschenk: das Andante con moto tranquillo aus Mendelssohns d-Moll-Trio op. 49, bei dem die Musiker nochmals ihre Fähigkeit zur klanglichen Poesie unter Beweis stellten. Ein Satz wie ein sanfter Seufzer, getragen von einem warmen Dialog zwischen Cello und Klavier, zart umspielt von der Geige. Kantabel, klar, ohne Sentimentalität – romantisch im besten Sinne.

Sitkovetsky Trio

Das Publikum, berührt und begeistert, reagierte mit lang anhaltendem Applaus. Mit diesem Debüt hat sich das Sitkovetsky Trio in die Herzen der Schubertiade-Gemeinde gespielt. Ein Ensemble, das nicht nur technisch glänzt, sondern – noch viel wichtiger – musikalisch erzählt, gestaltet und empfindet. Man darf auf ein Wiederhören hoffen.