Von Barock bis Jazz

Konzert von Jeanne Mikitka und Ciro Vigilante im Rittersaal der Schattenburg.
Feldkirch Im ehrwürdigen Rittersaal der Schattenburg entfaltete sich am Montagabend ein klug konzipiertes und fein ausbalanciertes Programm, das weit über die zeitlichen Grenzen eines gewöhnlichen Kammermusikabends hinausreichte. Unter dem Motto „Von Barock bis Jazz“ entführten der Kontrabassist Ciro Vigilante und die Pianistin Jeanne Mikitka ihr Publikum auf eine abwechslungsreiche Klangreise durch mehrere Jahrhunderte Musikgeschichte. Mit Max Saškos „Jazz Piece“ eröffneten die beiden Musiker den Raum für eine Begegnung von Klassik und Moderne. Was das gesamte Programm prägte, war ein echtes Gespräch zwischen Stilen, Epochen und Instrumenten.

Der Weg führte zurück zu barocken Kleinoden wie Marin Marais’ „La Musette“, in dem Vigilante mit subtiler Bogentechnik und feinem Legato das pastorale Kolorit des Stücks entfaltete. Angelockt von der Schönheit von Bachs Musik, verlor sich ein Vögelchen im Rittersaal, als hätte es die barocke Harmonie in luftiger Freiheit gesucht. Die Überlegenheit von Bachs Kompositionen zeigte sich eindrücklich daran, wie deutlich sie sich von den zuvor erklungenen Stücken abhoben. Camille Saint-Saëns’ „Allegro Appassionato“ op. 43 geriet zum Höhepunkt der ersten Programmhälfte: Beide Musiker überzeugten durch spannungsvoll gehaltene Kontraste, klare Artikulation und ein lebendiges Wechselspiel der Tempi. Vor allem Jeanne Mikitka erwies sich dabei nicht nur als feinfühlige Begleiterin, sondern auch als Partnerin mit großem Atem, geschärftem Ausdruckswillen und rhythmischer Souveränität. Ihr nachfolgendes Klaviersolo offenbarte ein Höchstmaß an Reife, klanglicher Wärme und strukturellem Gespür. Mikitkas Interpretation von Robert Schumanns „Arabesque” war ein weiterer Höhepunkt des Abends. Ihr Spiel schillerte zwischen Transparenz und Melancholie, zwischen Fluss und innerer Ruhe und bildete so einen poetischen Ruhepol im abwechslungsreichen Programm.

Ein Wermutstropfen war die Intonation des Kontrabasses im ersten Programmteil: Das Instrument war nicht ganz sauber gestimmt, wodurch sich die klangliche Balance und Transparenz der Werke deutlich verschlechterten. Warum Ciro Vigilante sein Instrument erst nach der Pause nachstimmte, bleibt sein Geheimnis. Der Unterschied war allerdings frappant: Vor allem Piazzollas „Contrabajeando” und Nino Rotas „Alla marcia” profitierten hörbar von der neu gewonnenen klanglichen Einheit. Zudem präsentierten Vigilante und Mikitka nach der Pause eine Reihe selten gespielter Werke, die sie mit liebevoller Hingabe und klanglicher Klarheit zum Leben erweckten. Robert Fuchs’ „Allegro moderato” bestach durch kammermusikalische Ausgewogenheit und transparente Formgestaltung. Humorvoll und tänzerisch gestalteten die beiden August Nölcks „Tempo di ballo” und Waldemar Schmitz’ „Kleine Tanzsuite”, ohne in gefällige Beliebigkeit abzugleiten – stets mit Sinn für Struktur und musikalischen Gehalt. In François Rabbaths „Ode d’Espagne” konnte Vigilante schließlich seine ganze Meisterschaft entfalten: ein leidenschaftliches, bildreiches Solostück voller melancholischer Tiefe und erzählerischer Kraft, das er mit sprechender Tongebung, dramatischen Bögen und technischer Brillanz formte.
Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Youtube angezeigt.
Mit einem letzten, jazzigen Ausklang bewiesen die beiden Musiker noch einmal ihre große stilistische Spannweite.