Der Krieg der Welten 2.0

Kultur / 26.09.2025 • 13:45 Uhr
Der Krieg der Welten 2.0
Der “FRO Newsroom” im Eingangsbereich des Dornbirner Funkhauses. Christian Schramm

Die Installation “FRO Newsroom (in einfacher Sprache)” stimmt nachdenklich.

Dornbirn Am 30. Oktober 1938 schickte der amerikanische Radiosender CBS die legendäre Hörspiel-Adaption von “Der Krieg der Welten”, basierend auf einer Geschichte des englischen Schriftstellers H. G. Wells, in den Äther. Orson Welles ließ in dieser den Mars die Erde angreifen. Ein paar Streicherklänge, ein ernster Sprecher, fertig war die fiktive Apokalypse. Die Presse jubelte von Massenpanik, doch in Wahrheit hörte nur ein Bruchteil der Bevölkerung zu, und noch weniger nahmen es für bare Münze. Die Schlagzeilen waren also größer als die Angst, der Skandal eher inszeniert als erlebt. Welles nutzte den Wirbel als Karrieresprungbrett – und die Zeitungen nutzten ihn, um das junge Medium Radio als gefährliche Konkurrenz zu dämonisieren. So wurde aus einem Hörspiel eine Legende: ein Märchen über Marsmenschen, das mehr über die Medien erzählt als über das Weltall.

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Am 23. September 2025 wurde die Installation “FRO Newsroom (in einfacher Sprache)” des Vorarlberger Künstlers Stefan Kainbacher (45) im Funkhaus in Dornbirn eröffnet. Diese fühlt sich vom Konzept her wie eine aktualisierte Fassung von Welles Idee an. Man nehme ein neues Medium – in diesem Fall die KI – und lotet dessen Grenzen in der Realität aus. Dazu nutzt der Künstler den ORF-Teletext als seriös anerkanntes Endmedium. Die Nachrichten, welche zu lesen sind, werden allerdings über eine Software ins Reißerische überspitzt. Im Herzen der Schau schlägt also kein frommes Kunstherz, sondern ein tickender Algorithmus. Hier werkelt die KI als blutrünstiger Metzger, der Nachrichten nicht schreibt, sondern filetiert – zu kleinen Häppchen, die im grellblinkenden Schaufenster der Aufmerksamkeit um jeden Klick buhlen. Ausgewogenheit? Abgewogen. Relevanz? Irrelevant. Während die Schlagzeilen über den Bildschirm flackern, blitzt zwischen den Zeilen das eigentliche Experiment auf: Was bleibt vom Journalismus, wenn die Maschine den Taktstock schwingt? Ein Spektakel, so grotesk wie gegenwärtig – und darum so bitter notwendig. Und als ob die Welt noch nicht kompliziert genug ist, stellen sich bei Kainbachers Ansatz zudem nicht nur jene Fragen nach Wahrheit oder Fake, sondern auch nach Glaubwürdigkeit, Seriosität und Vertrauen. Doch der Aufschrei ist bislang kaum zu hören. Das ist eventuell auch dem Umstand geschuldet, dass der FRO-Teletext nur in Dornbirn vor Ort zu sehen ist und leider keinen Platz auf der offiziellen Seite des ORF gefunden hat. Das nennt man dann wohl einen Wermutstropfen.

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Die Installation ist noch bis zum 23. November zu sehen. Bei der langen Nacht der Museen am Samstag, 4. Oktober, ist Stefan Kainbacher von 18 bis 21 Uhr vor Ort und spricht über sein Werk. Man wird sehen, ob die Welt am 5. Oktober noch ihre gewohnten Bahnen zieht.

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