Braut Nummer Siebzehn

Kultur / 03.10.2025 • 23:20 Uhr
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Präzision und Elan, agile Holzbläser, verlässliche Hörner und federnde Streicher. mtvo/Tobias Gmeiner

Komödiantische „Cenerentola“ des Musiktheaters Vorarlberg in Götzis.


Götzis „Cenerentola dort, Cenerentola da“ könnte man frei nach der Figaro-Arie im „Barbier von Sevilla“ singen: Rossinis Opernmeisterwerk wurde 2025 unter anderem in London, München, Graz, Klagenfurt und Bregenz aufgeführt. Und nun auch vom Musiktheater Vorarlberg, wo die Generalprobe am 1. Oktober in Götzis vor Schulklassen über die Bühne ging. Es war eine Wohltat, dass während der beschwingten Ouvertüre nichts Szenisches vor sich ging und man sich auf die Musik konzentrieren konnte: Schon hier zeigte das Orchester des Musiktheaters Vorarlberg mit Konzertmeister Markus Kessler seine Qualitäten: Präzision und Elan, agile Holzbläser, verlässliche Hörner und federnde Streicher. Regie und Bühnenbild lagen in der Hand des Tiroler Regisseurs Norbert Mladek, und es ist wirklich toll, was er mit geringen technischen Mitteln auf die Beine gestellt hat. Farblich sind die Bereiche Haus des Don Magnifico (bunt) und Fürstenpalast (schwarz-weiß) klar getrennt.

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mtvo/Tobias Gmeiner

Die Bühne besteht aus 520 einzelnen Würfeln, die von Chormitgliedern bemalt wurden und die sich zu einem stufenförmigen Aufbau zusammenfügen. Der Szenenwechsel in den Fürstenpalast wird so bewerkstelligt, dass Chormitglieder während der Arie des Alidoro die Würfel auf Schwarz-Weiß umdrehen, im Hintergrund öffnet sich ein Vorhang, ein kronenartiger Baldachin schwebt herab – fertig! Das Licht von Manuel Manja Schwald wird atmosphärisch eingesetzt, bei den Kostümen von Nicole Wehinger stachen besonders die graphisch gemusterten Roben des Chores heraus sowie das Narrenkostüm des Kammerdieners Dandini. Einen humoristischen Akzent setzten die zusätzlichen 14 Bräute in Weiß, teils etwas älter und mit Brillen, die ebenfalls hinter Don Ramiro her sind. Die fantasievolle Personenführung folgte immer der Musik – ein besonderes Plus dieser Inszenierung.

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mtvo/Tobias Gmeiner

Auch das Sängerensemble kann sich sehen und hören lassen: allen voran die hierzulande wohlbekannte Mezzosopranistin Corinna Scheurle als Cenerentola, die diese Rolle bereits in Nürnberg gespielt hat und die mit fabelhaften Koloraturen ebenso überzeugte wie mit innigem Legato. Veronika Vetter und Sabine Winter liehen den beiden bösartigen Schwestern ihre im Gegensatz zu ihren Seelen ausgesprochen schönen Stimmen und punkteten auch mit sprechender Mimik. Ein Erzkomödiant war der Don Magnifico des raumfüllenden Bassbaritons Matthias Bein, der geschmeidige Bariton Daniel Raschinsky als Dandini gefiel sowohl als Herr als auch als Diener. Das Objekt der Begierden, der Prinz Don Ramiro, wurde von Miloš Bulajić gesungen, der sich hörbar schonte. Wenn er aber voll aussang, konnte man erahnen, über welch schöne, mit strahlender Höhe ausgestattete Tenorstimme dieser Sänger verfügt – die Premiere wird es zeigen. Den Philosophen Alidoro sang der koreanische Bass Martin Ohu mit sonorer Tiefe. Einzig der Chor, der auch darstellerisch einiges zu leisten hatte, begann zögernd, kam aber immer mehr in Schwung. Es ist wohl dem Mangel an Männerstimmen geschuldet, dass eine v. a. um Chornummern leicht gekürzte Fassung der Oper aufgeführt wurde. Die musikalischen Fäden lagen in den bewährten Händen von Nikolaus Netzer, unter dessen zuverlässigem und abwechslungsreichem Dirigat selbst die vertrackten Ensembleszenen flüssig über die Bühne gingen. Eine gelungene Generalprobe ist an sich ein schlechtes Omen – hoffen wir, dass bei der Premiere am Freitag die Güte dieser Produktion über den Theateraberglauben triumphierte!

Ulrike Längle