Alfons Walde – Maler des alpinen Lichts

Kultur / 23.11.2025 • 14:26 Uhr
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Der Maler von Mensch und Natur im Alpenraum: Alfons Walde. Tyrolia Verlag

Im Tyrolia Verlag ist ein monumentales Buch über den bedeutenden Tiroler Maler erschienen.

Es gibt Künstler, deren Werk nicht bloß eine Landschaft darstellt, sondern sie in eine Art inneres Leuchten taucht. Alfons Walde gehört zweifellos zu diesen seltenen Gestalten, bei denen Tirol und Bildkunst derart eng verwoben erscheinen, dass man das eine kaum ohne das andere denken kann. Das nun im Tyrolia Verlag erschienene monumentale Werkverzeichnis „Alfons Walde. 1891–1958” entfaltet diese Verbindung mit einer Sorgfalt und Intensität, die ihresgleichen sucht. Mit über 4.000 farbigen Abbildungen und wissenschaftlicher Präzision dokumentiert, zeigt dieses Buch nicht nur das Werk eines der bedeutendsten österreichischen Maler des 20. Jahrhunderts, sondern auch eine geistige Topografie des alpinen Raums, der Waldes Schaffen prägte.

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Waldes Werk zeigt keine sentimentale Idylle, sondern die kunstvolle Verdichtung eines Lebensraum. Tyrolia Verlag

Gert Ammann, seit 1968 am Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck tätig und von 1985 bis 2005 dessen Direktor und Michael Walde-Berger, der seit den späten 1990er Jahren den Nachlass seines Großvaters betreut, sind mit dem Leben und Nachlass des Künstlers bestens vertraut und ermöglichen dadurch einen umfassenden Blick auf einen Maler, dessen klare Kompositionen, strahlende Schneeflächen und rhythmisch gesetzte Figuren längst Ikonen geworden sind.

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Tyrolia Verlag

Der reich bebilderte biografische Teil macht den Weg Waldes nachvollziehbar: vom kunstoffenen Vaterhaus in Kitzbühel über die prägenden Eindrücke im Wien der Secession bis hin zur bewussten Rückkehr in die alpine Abgeschiedenheit, in der Walde seine unverwechselbare Bildsprache fand.

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Tyrolia Verlag

Dass sein Frühwerk vom Jugendstil und den großen Namen Gustav Klimt und Egon Schiele geprägt ist, zeigt sich noch in der eleganten Linienführung und dem Hang zur Verdichtung. Doch erst mit den tektonisch gefügten Winterlandschaften der 1920er- und 1930er-Jahre hebt Walde jene charakteristische Mischung aus Strenge, Klarheit und poetischer Reduktion hervor, die seine Gemälde bis heute prägt. Schnee ist hier kein dekoratives Element, sondern ein Resonanzraum des Lichts; Skifahrer sind keine Staffage, sondern dynamische Figuren einer Moderne, die mit Mut und Geschmeidigkeit durch die Natur gleiten. Waldes Werk ist, wie das Buch eindrucksvoll zeigt, nie eine sentimentale Idylle, sondern die kunstvolle Verdichtung eines Lebensraums, der damals noch ungebrochen wirkte.

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Tyrolia VerlagDer Maler von Mensch und Natur im Alpenraum: Alfons Walde.

Das Werkverzeichnis selbst ist ein Ereignis: Es ist präzise, detailliert und in hoher Reproduktionsqualität erstellt und verfügt über einen wissenschaftlichen Apparat, der Bibliografie, Ausstellungsverzeichnis und Werkregister in mustergültiger Form vereint. In jedem Kapitel spürt man die jahrelange archivarische Kleinarbeit, das Bemühen um Objektivität und eine Neubewertung Waldes innerhalb der österreichischen Kunstgeschichte. Dass sein Œuvre seit der großen Ausstellung im Leopold Museum im Jahr 2006 eine Renaissance erlebte, wird hier eindrucksvoll bestätigt.

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Tyrolia Verlag

„Alfons Walde. 1891–1958” ist mehr als ein kunsthistorisches Standardwerk. Es ist ein tiefes, stilles Eintauchen in jene alpine Welt, die Walde mit unvergleichlicher Kraft zu einem Bild von Licht, Klarheit und natürlicher Würde geformt hat. Ein unverzichtbarer Band, der diesen außergewöhnlichen Künstler endlich in der Fülle und Bedeutung zeigt, die ihm zustehen.

Gert Ammann / Michael Walde-Berger
Alfons Walde 1891 – 1958
1080 Seiten
171 Farbtafeln
24×32 cm, in Leinen