Von wegen Friedenslicht

VN-Kommentar von Walter Fink.
Tausende haben sich in den letzten Tagen auf den Weg gemacht, um das Friedenslicht aus Bethlehem zu holen und in den eigenen vier Wänden aufzustellen. Tausende bei uns, Millionen auf der Welt. Und viele haben, nicht zuletzt bei der Papstmesse aus Rom, die Friedensbotschaft aus dem Markus-Evangelium gehört: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens.“An ziemlich vielen findet Gott offenbar kein Wohlgefallen, denn ein großer Teil der Menschen leben im Krieg oder in kriegsähnlichen Situationen oder auf der Flucht. Laut Internet gibt es derzeit weit über hundert bewaffnete Konflikte, je nach Zählart sind es sogar über dreihundert – zwischen Staaten oder innerstaatlich. Wir nehmen nur die wenigsten wahr, den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine natürlich, dann auch noch den Nahost-Konflikt, hunderte andere werden bei uns medienmäßig kaum oder nur manchmal erwähnt. Und dass wir nicht zu selbstgerecht werden: Nicht unerhebliche Teile von Kriegsgerät werden in unserer kleinen Region um den Bodensee hergestellt. Geld stinkt eben auch hierzulande nicht, wenn es um satte Gewinne geht.
Die Weihnachtsbotschaft ist noch kaum verklungen, da stehen die guten Wünsche für ein „glückliches neues Jahr“ an. Man erkläre mir, wie das glücklich werden soll. Denn auch wenn der größte Selbstdarsteller, den wir jemals m Weißen Haus in Washington erlebt haben, gerade erklärt hat, dass er ich-weiß-nicht-wie-viele Kriege beendet habe, so gibt es doch keinen Konflikt weniger. Solange Menschen wie er oder der machtgeile Herrscher im Kreml – und noch mindestens hundert andere Diktatoren auf der Welt – das Sagen haben, wird es keinen Frieden geben. Da können wir so lange Friedenslichter quer über die Welt tragen wie wir wollen.
In der Bibel heißt es im Buch Micha, Kapitel 4, Vers 3-4: „… und sie werden ihre Schwerter umschmieden zu Pflugscharen und ihre Speere zu Winzermessern. Nicht mehr wird ein Volk wider das andere das Schwert erheben und nicht mehr werden sie das Kriegshandwerk erlernen. Es wird ein jeder unter seinem Weinstock sitzen und unter seinem Feigenbaum, ohne dass jemand ihn stört.“ Eine fast paradiesische Vorstellung, die sich seit mehr als zweitausend Jahren nicht erfüllt hat. Und heute so fern ist wie kaum einmal vorher.
Aber wen wundert’s, waren die Rüstungsausgaben auf der Welt doch noch nie so hoch wie heute, das amerikanische Verteidigungsministerium wird in Kriegsministerium umbenannt, alle Budgets für Waffen steigen, dafür werden die Sozialausgaben für die Ärmsten gekürzt. Auch bei uns, auch in Österreich. Und wenn wir in Vorarlberg auch kein Militärbudget haben, so sinken trotzdem die Sozialausgaben – und auch jene für Klimaschutz und Kultur – in Bereiche, in denen es schmerzt. Viele Angebote werden zurückgefahren oder ganz aufgelöst, fast alle Unterstützungen werden gekürzt oder ganz aufgelassen. Es ist ein Elend.
Und so tanzen wir ins neue Jahr. Es ist ein Tanz auf dem Vulkan.