Vermeidbares Leid
Zum Leserbrief von Biobauer Willi Schneller aus Bludenz, vom 22.2.2020:
Ich kann die massive emotionale Betroffenheit von Herrn Schneller über die Keulung ganzer Viehbestände und die Entsorgung Tausender Liter Milch sehr gut verstehen. Leider sind es bereits Hunderttausende Liter, vermutlich ist die Millionengrenze bereits überschritten. Das Schlimmste ist aber, dass diese Vorgangsweise eben nicht „unumgänglich“ und gar nicht notwendig wäre.
Die EU-Verordnung zur Lebensmittelsicherheit erlaubt die Schlachtung von TBC-Reagenten, ihr Fleisch ist mit Ausnahme der allenfalls veränderten Organe genusstauglich. Ebenso die Milch, wenn sie pasteurisiert oder zu Hartkäse verarbeitet wird. Viele Bauern werden sich noch daran erinnern können, dass auch Österreich mit dieser Vorgangweise die Rinderbestände amtlich anerkannt frei von TBC bekommen hat. Kein anderer Mitgliedsstaat leistet sich den „Luxus“, bei sporadischem Wiederauftreten der TBC (was tatsächlich unvermeidbar ist) mit derart drastischen Maßnahmen zu reagieren. Ausgegangen ist diese überschießende Reaktion leider aus der Landwirtschaftskammer Vorarlberg, inklusive Versicherungslösung für die entsorgten genusstauglichen Lebensmittel. Dieselbe Interessenvertretung, die von den Konsumenten einen sorgsameren Umgang mit Lebensmitteln fordert und das Rotwild zum Alleinüberträger der TBC stigmatisiert. Gerne stimme ich ins Stoßgebet von Herrn Hager mit Präzisierung ein: Herr, verschone die Bauern vor solchen Interessenvertretern, egal wie!
Dr. Erik Schmid,
Götzis