Unsicherheiten und Krise(n)
Vorne weg: Kanzler Kurz, der Gesundheitsminister und die Regierungsmannschaft machen einen guten Job. Souverän und unaufgeregt geben sie uns das Gefühl der Sicherheit, trotz all der Maßnahmen, die uns persönlich, die Wirtschaft und die Arbeitnehmer schwer treffen. Die Unsicherheit über die Dauer und Auswirkungen der Krise bleibt aber doch. Da ist aber auch ein Zwiespalt: Wie kann es sein, dass Kurz sich so fürsorglich um die Risikogruppen kümmert und zur gleichen Zeit den Flüchtenden die Frontex an den Hals schickt? Wie argumentiert er, Frauen und Kinder auf den griechischen Inseln im Elend allein zu lassen? Wie kann Kurz diesen Widerspruch aushalten? Wie wollen wir ihn aushalten? Ein Weiteres kommt hinzu: Krisenzeiten mit massiven Einschränkungen der persönlichen Freiheit wecken oft autokratische Begehrlichkeiten. Autoritäre Maßnahmen gegen Corona sind notwendig, um Ansteckung zu unterbinden. Konsequenzen autoritärer Maßnahmen sind dennoch zu hinterfragen. Vor allem wenn sie zur Festigung von Untertanengeist, Nationalismus und zu Willkür durch Institutionen, Behörden oder Organisationen führen. Es ist klug, wachsam zu bleiben. Es bleibt zu hoffen, dass mit dem Ende der Krise echte Empathie unser Leben bestimmt, dass die Abfolge von „hackeln“ und „shoppen“ als falsch durchschaut wird und eine neue Form des Menschseins unser Leben bestimmt.
Otto Kazil,
Bregenz