Erbschafts- und Reichensteuer trifft Arme
Zum Leserbrief von Robert J. Bösch in den VN vom 11. April:
Nachdem ich diese Überschrift in der Leserbriefspalte gelesen hatte, vermutete ich entweder einen verspäteten Aprilscherz oder einen Leserbrief von Donald Trump. Mit dieser Logik könnte man auch argumentieren, dass Fasten gegen das Verhungern hilft. Tatsache ist, dass ein Armer sich mehr als freuen würde, wenn er jemals so viel Vermögen hätte, dass er zu denjenigen zählen würde, die für eine Erbschafts- oder Reichensteuer infrage käme. Wir leben in einer Gesellschaft, in der jeder Maßstab verlorengegangen ist. Ein paar Beispiele? Der reichste Österreicher hat laut der letzten Rangliste der Reichen ein Vermögen von ca. 15 Milliarden Euro (das sind 15.000 Millionen Euro). Zum Vergleich: Das nun erhöhte Budget für das gesamte Kurzarbeitergeld der Regierung beträgt 3 Milliarden Euro (das sind 3000 Millionen Euro). Der Vorstandsvorsitzende von McDonalds verdient das 2000-fache eines durchschnittlichen Mitarbeiters. Der Gründer und Mehrheitseigentümer von Amazon spendet „großzügig“ 100 Millionen Dollar für Nahrungsmittel für arme Amerikaner. Dieser Betrag entspricht gerade einmal seinem Einkommen, das er in elf Tagen „verdient“. Diese Beispiele ließen sich leicht ohne weiteres fortsetzen. Es ist mehr als an der Zeit, dass sich unsere Gesellschaft daran macht, diese Auswüchse als Resultat der neoliberalen Wirtschaftsordnung zumindest in Europa und in unserem Land zu korrigieren.
Josef Vonach, Kennelbach