Lehrer – eine privilegierte Berufsgruppe?

Leserbriefe / 16.06.2020 • 17:49 Uhr

Zum VN-Bericht „Deutliche Kritik an der Sommerschule“, VN vom 13./14. Juni:

Bei einem Elternabend eröffnete der Klassenvorstand mit den Worten: „Es gibt zwei Gründe, warum ich Lehrer geworden bin: Der eine heißt „Juli“ der andere „August“. Damals empfand ich es noch eine nette und lockernde Einleitung zu Beginn einer solchen Veranstaltung. Prinzipiell ist zu hinterfragen, ob die Sommerferien in Österreich eine Gesamtlänge von neun Wochen aufweisen sollen. In Anbetracht der heutigen Covid19-Situation, mit vielen daraus resultierenden wirtschaftlichen und sozialen Verwerfungen, würde ich mir Lehrer und deren Vertretergruppen an „vorderster Kampffront“ wünschen. Ziel sollte es sein, unsere Kinder im EU-Vergleich vorbildlichen „Bildungs-Ländle“ noch weiter nach vorne zu bringen. Mich erschreckt, dass augenblicklich hohe Priorität in der Frage der offenen Bezahlung der Pädagogen für die letzten zwei Wochen der Sommerschule liegt. Ich möchte auch noch erinnern an die befremdliche Diskussion um die gute Idee, fehlenden Schulunterricht an den vergangenen Zwickeltagen abzuhalten. Zu verifizieren sind meines Erachtens die Freistellungsprozesse bei Lehrer-Risikogruppen, die es ermöglichen, sich vergleichsweise einfach im Vergleich zu anderen Berufsgruppen von dem Lehrauftrag entbinden zu lassen. Es sollte keine Neiddebatte bzgl. privilegierten Berufsgruppen mit besonderem Kündigungsschutz genährt werden. Es sei gegönnt, aber dann bitte viel „Bildungsauftrags-Pathos“ zeigen und erst im zweiten Schritt nach Freizeit und monetärer Vergütung rufen!

Matthias Trietsch, Satteins