Corona: Soforthilfen

Leserbriefe / 02.08.2020 • 18:43 Uhr

Mein Mieter Herr S. fuhr Anfang Februar zu einem Familienbegräbnis nach Mazedonien. Zwei Tage später waren die Grenzen coronabedingt geschlossen. Herr S. saß in seiner Heimat bis Mitte Mai fest. Nach seiner Rückkehr nach Vorarlberg erwartete ihn nichts Gutes. Herr S. und seine Frau wurden in Abwesenheit vom Dienstgeber gekündigt und waren seither bis Anfang Juli arbeitslos. Sie wurden bei der Arbeiterkammer, Schuldenberatung und Sozialhilfe vorstellig und stellten einen Antrag auf Übernahme der Miet- und Betriebskosten. Bis heute erhielt Herr S. keinen Cent und ist mit der Miete bereits vier Monate im Rückstand. Vom Energielieferanten wurde ich als Hauseigentümer mehrfach aufgefordert, die Betriebskosten zu regulieren, andernfalls der Gaszähler demoniert würde. Darauf fragte ich bei den Behörden nach: Die Arbeiterkammer verwies auf den Datenschutz und teilte mit, dass sich der Mieter selbst um einen Zuschuss kümmern müsse und der Antrag online einzubringen sei, wohl wissend, dass der Mieter über keinen Internetzugang verfügt. Bei der Sozialhilfe zeigte man sich menschlicher, bestätigte, dass ein Antrag vorliege, verwies aber auf den Datenschutz und bedauerte keine Auskunft geben zu dürfen. Wenn ich die fast täglichen Auftritte des Krisenstabs sprich der Regierungsverantwortlichen verfolge, bei denen Soforthilfe und Hilfeleistungen in Milliardenhöhe versprochen werden, fällt mir Abraham Lincoln ein, er sagte: ,,Man kann einige Leute die ganze Zeit, alle Leute einige Zeit, aber nicht alle Leute die ganze Zeit zum Narren halten.“

Ernst Lenz, Lauterach