Tradition und
Traditionen

Leserbriefe / 25.08.2020 • 20:03 Uhr

In den VN vom 21. August behauptet Gernot Zumtobel: „Nach der Tradition … hat die Frau am Altar keinen Platz.“ Inhaltlich lässt sein Leserbrief die Unterscheidung zwischen Tradition und Traditionen vermissen. Die trifft aber der Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 83: „Die Überlieferung [Tradition] …kommt von den Aposteln her und gibt das weiter, was diese der Lehre und dem Beispiel Jesu entnahmen
… Die theologischen, disziplinären, liturgischen oder religiösen Überlieferungen [Traditionen] … stellen an die unterschiedlichen Orte und Zeiten angepasste besondere Ausdrucksformen … dar. Sie können … beibehalten, abgeändert oder auch aufgegeben werden.“ Martin Werlen schreibt dazu in seinem Buch „Zu spät. Eine Provokation für die Kirche. Hoffnung für alle“, 2. Auflage 2018, S. 25 f: „Traditionen … dürfen nicht einfach nach Belieben verändert werden. Aber wenn sie der Überlieferung im Wege stehen, müssen sie verändert oder sogar aufgegeben werden. Das sture Festhalten an Traditionen … haben es … fertiggebracht, dass die katholische Kirche … als Verhinderin und Feindin des Lebens wahrgenommen wird, sie, die das Leben in Fülle verkünden sollte.“ Methodisch fehlt die Konsequenz; sonst müsste Zumtobel auch den Pflichtzölibat für Priester ablehnen, denn Petrus und vermutlich auch andere Apostel waren verheiratet.

Wolfram Walch, Feldkirch