Erbschaft für alle – der partizipative Sozialismus
Manche Menschen erben ein Vermögen. Die meisten erben wenig oder gar nichts. Der Ökonom Thomas Piketty, École d’Economie Paris, hat über diese Ungleichheit nachgedacht und die vermeintlich heilbringende Lösung gefunden: Künftig soll der Staat, d.h. der Steuerzahler, jeder/jedem ein Startkapital von 120.000 Euro in die Hand geben. Hintergrund ist die Diskussion um die Erbschaftssteuer. Die zu entrichtende Erbschaftssteuer zwingt beispielsweise Erben von Familienunternehmen u.U. dazu, Teile ihres Vermögens zu verkaufen. Noch besser und gerechter für Professor Piketty ist eine jährlich einzuhebende Vermögenssteuer. Er plädiert damit für eine radikale Umverteilung von Vermögen mit Steuersätzen bis zu 90 Prozent. Klingt gut, die Linken werden ihm jedenfalls applaudieren. Was wären die langfristigen Konsequenzen? Bei einer jährlichen Vermögenssteuer müsste ein Unternehmen wie auch ein Privater dem Staat laufend Geld abliefern. Das muss vorher erwirtschaftet werden. Die Folge wären steigende Preise, steigende Mieten, stagnierende Löhne. Betriebe würden verstärkt abwandern, Lehrplätze werden weniger, die Kaufkraft sinkt, die Arbeitslosigkeit steigt. Ich denke, dass diejenigen, die solche Forderungen erheben, aus der jüngeren Geschichte nichts gelernt haben. Hat der Zusammenbruch des Kommunismus nicht deutlich genug gezeigt, dass Wirtschaftssysteme, in denen sich Eigeninitiative nicht lohnt, individuelle Entwicklungsmöglichkeiten erschwert sind, letztlich in der Sackgasse landen? Wollen wir zukünftig Wohlstand mit Misswirtschaft tauschen?
Adolf Zwahlen, Lustenau