Der Wald

Leserbriefe / 13.08.2021 • 17:16 Uhr

Der Wald berührt uns irgendwie unmittelbar, ob wir nahe am Waldrand leben oder nicht. Das mag auch evolutionär bedingt sein – er ist ein Ur-Ort und für uns heute ein zwiespältiges Phänomen geblieben. Wir wissen, wie unverzichtbar er für unser Klima und unsere Umwelt ist. Andererseits müssen wir mit Entsetzen sehen, wie ihn Brände vernichten. Einerseits wird er gepriesen als Ort der Erholung, sogar der Heilung, andererseits benötigt er viel Arbeit und Pflege und birgt auch Gefahren. Bald kann er ein dunkler Wald sein, bedrohlich und geheimnisvoll. Mythologie und Märchen kennen ihn so. Hänsel und Gretel treffen in seiner Tiefe auf die böse Hexe. Nur mit Mühe entrinnen sie ihrer Magie. So kann es auch im Traumwald geschehen. Findet man aber die richtigen Spuren zum Unbewussten, kann ein heilsames Wechselspiel daraus werden, sagen die Psychologen. Das Wort „Wald“ bedeutet im Germanischen „unbebautes Land“. Das passt gut zum Unbekannten. Viele Dichter haben „den deutschen Wald“ besungen. Einer davon war Matthias Claudius (gest. 1815 in Hamburg). Sein „Abendlied“ beginnt so: „Der Mond ist aufgegangen, die goldnen Sternlein prangen am Himmel hell und klar. Der Wald steht schwarz und schweiget, und aus den Wiesen steiget der weiße Nebel wunderbar.“

Mag. Dr. Hildegard Pfanner, Bregenz