Gemeinsame Schule oder Talente fördern

Leserbriefe / 16.09.2021 • 16:57 Uhr

Wiederholt gibt es Artikel in den VN, die eine gemeinsame Schule für alle einfordern, in der Hoffnung, dass leistungsstarke Schüler die anderen mitziehen. Wenn diese Vorstellung verwirklicht werden soll, müsste im Schulsystem eine strukturell grundlegende Änderung erfolgen, denn es reicht nicht, nur die Unterstufe des Gymnasiums abzuschaffen. Es würde eine angepasste Lehramtsausbildung erfordern, es bräuchte gut ausgebildete Lehrpersonen, deren Fokus darauf liegt, die Begabungen der Kinder zu erkennen und diese entsprechend zu fördern.

Heute werden Kinder nicht nach ihrer Begabung und ihrer persönlichen Entwicklung zusammengefasst, sondern nach dem Alter. Dabei sind die Fähigkeitsprofile der Kinder höchst unterschiedlich. Jedes Kind hat auch sein eigenes Tempo. Entwicklungsschübe passieren oft sprunghaft und bräuchten dann gezielte Unterstützung. Kinder, die Gleiches können, müsste man entsprechend ihren Talenten zusammenfassen. Es bräuchte ein Umdenken dahin, dass Kinder dort, wo sie kein Talent haben, nicht viel mehr als unbedingt notwendig lernen, dafür aber dort, wo ihre Stärken liegen, entsprechend gefordert und gefördert werden. Im jetzigen Schulsystem sind Schüler nämlich dazu angehalten, gerade dort am meisten zu lernen, wo sie die schlechtesten Noten haben, nur um sich wieder in den Durchschnitt einzureihen – auf Kosten jener Zeit, die sie mit ihren Stärken verbringen könnten.

Gertraud Walch, Rankweil