„Es gibt noch keine Kronzeugen“

Unter dem Titel „Es gibt noch keine Kronzeugen“ berichten die VN vom 21.10.2021 über ein Interview mit der Leiterin der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) Vrabl-Sanda, in dem diese Dame den Verdacht, dass es in Zusammenhang mit der Kurz-Hausdurchsuchung in ihrer Behörde undichte Stellen geben könnte, mit der Begrünung empört zurückweist, dass viele Verfahrensparteien von ihrem Akteneinsichtsrecht in „sehr dichten regelmäßigen Abständen“ Gebrauch machen und dann entsprechende „Spekulationen“ anstellen würden. Darauf, dass Hunderte, der Amtsverschwiegenheit unterliegende Aktenseiten allen Zeitungen zugespielt worden sind, die ihre Informanten unter Berufung auf das Redaktionsgeheimnis nicht preisgeben wollen, ist Frau Vrabl-Sanda mit keinem Wort eingegangen. Genauso wie die aufgedeckten Machenschaften der „Kurz-Familie“ empören, ist es bedenklich, dass Vrabl-Sanda nichts daran findet, dass ein nicht ganz unbegründeter Anfangsverdacht besteht, dass in ihrer Behörde möglicherweise Amtsmissbrauch begangen wurde, da auszuschließen ist, dass auch nur eine der Beschuldigten ein Interesse gehabt haben könnte, all diese Peinlichkeiten selbst zu veröffentlichen. So lange die Justiz solche Vorfälle nicht glaubhaft zu verhindern versucht und auf entsprechende Vorhalte reflexartig und beleidigt nur mit Verweisen auf ihre angebliche Unfehlbarkeit reagiert, wird sie sich auch weiterhin unangenehme Fragen gefallen lassen müssen.
Dr. Jörg Frey, Feldkirch