Das letzte Hemd
Pfarrer Mathei stellt in seinem Leserbrief vom 3. März viele Fragen in den Raum. Anschließend zitiert er als mögliche Antwort auf Putins brutale Überfälle eine Bibelstelle. Wenn Putin symbolisch den Mantel der Ukrainer will, sollten sie ihm also auch noch ihr letztes Hemd schenken, weil sie es selber bald nicht mehr benötigen? Einfach als Draufgabe einem Eiskalten zuschieben? Dass unsere Welt nicht Ziel der Menschheit sein soll, ist die subjektive Meinung von Menschen und kann Trost bedeuten, vor allem für Sterbende und ihre Angehörigen. Pfarrer Mathei glaubt jedoch tatsächlich zu wissen, was Putin auf seiner blutgetränkten Durchreise endgültig zufriedenstellen könnte. Doch ein Geisteskranker hat leider oft absurde Gedankengänge und ist je nach Fortschritt seiner Erkrankung oft unfähig, Empathie empfinden zu können. Wie die meisten von uns hat er kränkende Verletzungen erlebt, doch seine Allmachtfantasie und daraus resultierende Massaker sind grenzenlos. Wir sind mitverantwortlich, wenn wir ihn einfach gewähren lassen. Zu oft schon haben wir Menschen nicht nur ein Auge, sondern beide zugedrückt und einfach weggeschaut. Gebete können hilfreich sein, aber zum Wohle Unterdrückter ist für diese auch unsere Solidarität überlebensnotwendig. Auch fern aller Religionen können gegenseitige Wertschätzung und Hilfsbereitschaft, aber auch Auflehnung gegen Unterdrückung und Willkür präventive Signale sein.
Anni Mathes,
Bludesch