Infantilisierung
des Guten
Es kann ja auch eine Spielart von Kindern und Jugendlichen sein: In einer Gruppe, in einer Klasse oder in einer Gemeinschaft ist ein besonderes Individuum, das einigen durch irgendwelche Merkmale wie Aussehen, Verhalten, Sprache, Intelligenz, Religion, … fremd erscheint. Es wird zur Zielscheibe ihrer Frustration, ihrer erfundenen bzw. eingebildeten Geschichten, es wird ausgelacht, geneckt, gehänselt, ausgegrenzt, … es wird zum Objekt ihrer als Spiel getarnten aggressiven Unterhaltung. Wehrt es sich, steigert sich die Aggression. Unter dem Leid der permanenten physischen und psychischen Verletzungen passiert diesem Individuum in seiner verzweifelten Gegenwehr ein katastrophaler Fehler. Es wird ebenfalls gewalttätig. Nun sehen sich die Angreifer, die sich bislang als Opfer fühlten, in ihrer Wahrheit bestätigt. Das Böse, das Aggressive, das Menschenfeindliche ist ja nun klar definiert. Ihr bisheriges Verhalten wird bestätigt, ihre Aggressivität wird zur Massenpsychose, zur Hysterie der Gewalt. Wider jede Vernunft wird die rücksichtslose Vernichtung des „Anderen“ zur geheiligten Aufgabe.
Dr. Ewald Berkmann, Bregenz