Nehammer goes to Moskau

Bundeskanzler Nehammer hat sich trotz Kritik und Vorbehalten von verschiedener Seite nicht abbringen lassen, nach Moskau zu reisen. Wer eine Reise tut, kann viel erzählen, könnte man meinen. Nach allem was bekannt und durchgesickert ist, war es wohl das Gegenteil davon. Weder ist die Instrumentalisierung des Besuches zu Propagandazwecken Putins wahrnehmbar erfolgt, noch ist Nehammer in den Fußspuren Kreiskys gewandelt. Es war in den 1970-er Jahren zur Zeit des Vietnam-Krieges als US-Präsident Richard Nixon eine Reise nach Peking unternahm. Völlig überraschend und für viele bis dorthin unvorstellbar hat der Kommunistenfeind Nixon versucht, die festgefahrenen diplomatischen Beziehungen zu verbessern. Der Vietnam-Krieg war der amerikanischen Politik und den Militärs entglitten und zu diesem Zeitpunkt nicht mehr zu gewinnen. Das davon abgeleitete Sprichwort „Nixon goes to China“ spiegelt die damaligen Umstände des Treffens wider.
Nixon war weit davon entfernt, falscher Sympathien für das kommunistische Regime verdächtigt zu werden. Dies darf der Bundeskanzler für Putins kriegerisches Russland jedenfalls auch in Anspruch nehmen. Die Reise Nehammers nach Moskau wird dennoch zu einer Randnotiz in der noch nicht geschriebenen Geschichte über den Ukraine-Krieg verkommen. Zumindest das dürfte in diesen unberechenbaren Zeiten vorhersehbar sein.
Dr. Günter Felder,
Dornbirn