Braucht es die

Leserbriefe / 20.01.2023 • 17:28 Uhr

Gemeinsame Schule?

Bei der Lektüre der VN vom 18. Jänner 2023 glaubte ich zunächst, eine alte Ausgabe vor mir zu haben. Die Schlagzeile mit der Forderung nach der Gesamtschule kam mir bekannt vor, genauso die resignierende Feststellung, dass die Bedingungen für die Umsetzung des Modells der Gemeinsamen Schule kaum realisierbar seien. Warum also kommt das Thema wieder aufs Tapet? Es wird berichtet, dass Volksschullehrerbei Notenentscheidungen in den vierten Klassen unter Druck geraten. Die Abschaffung der Unterstufe des Gymnasiums könnte tatsächlich eine Entlastung der Volksschullehrer bedeuten, die momentan in der ganz und gar nicht beneidenswerten Lage stecken, Schullaufbahnentscheidungen zu fällen. Aber ist es wirklich zielführend, einfach das Gymnasium abzuschaffen, um Konflikte zu vermeiden? Quasi um des lieben Friedens willens ein beliebtes Bildungsangebot zu vernichten, in der Hoffnung, dass dann Ruhe einkehrt? Nein. Es muss doch möglich sein, das Leistungsvermögen eines Kindes über Jahre einzuschätzen, es zu beobachten und Eltern in der Laufbahnentscheidung effektiv zu beraten. Vorarlberg bietet Schulen für Kinder mit allen möglichen Talenten, die Schwerpunktmittelschulen haben einen exzellenten Ruf, die städtischen Mittelschulen sind gut aufgestellt. Die Durchlässigkeit unseres Schulsystems ist gegeben, die Wege zur Matura sind vielfältig. Die Gemeinsame Schule braucht es wirklich nicht.

Birgit Sprenger, Nüziders