Wie wird man rechts?
„Wir warten, was so aufploppt an Themen, und sagen dann das Gegenteil von dem, was die Grünen sagen, fertig ist die Kampagne“. Dieses Bekenntnis von AfD-Seite, zitiert bei Wolfgang Burtscher (VN-Kommentar vom 19. 6.), sagt tatsächlich viel aus über den Höhenflug von AfD oder Kickl-FPÖ. Wenn allerdings fast unisono behauptet wird, eine kritische Haltung zur derzeitigen Migrationspolitik stelle zwangsläufig ein „Rechts-Überholen“ dar, liegt man völlig daneben. Im Gegenteil: Ein so entscheidendes Thema sollte keine Partei der Mitte dem populistischen Rand überlassen. Ganz generell gilt für das demokratische Spektrum, dass man, schon rein logisch, ebenso weit rechts der Mitte stehen darf wie Herr Babler links davon ist. Die klassische Rechts-Links-Trennlinie ist fallweise ohnehin so brüchig, dass sich die „Extremisten“ die Hand reichen. Bablers Einschätzung der EU könnte lupenreine AfD- oder FPÖ-Haltung sein. Selbstverständlich können beide „Ränder“ in Einzelaspekten durchaus recht haben oder zumindest nachvollziehbar argumentieren. Neben Rechts-Links-Standpunkten sorgt eine politische Korrektheit, die nicht parallel zur traditionellen Bruchlinie verläuft, für mindestens so viel Unmut. Wenn gesellschaftlich abgehobene einflussreiche Minderheiten dem Volk in entmündigender Weise ihre selektive Moral aufpfropfen, beispielsweise mit sprachverhunzendem „Gendern“, oder mit einem nicht enden wollenden Regenbogen-Rummel nerven, dann treibt genau das vergraulte Wähler von der Mitte an den Rand.
Gerald Grahammer, Lustenau