3–Sicht–Betrieb

Leserbriefe / 22.11.2023 • 18:18 Uhr

Am 15. November 2023 gegen 12.30 Uhr forderten rund 200 Menschen vor dem Landhaus in Bregenz, die 300 Millionen Euro, die ein neuer Tunnel in Feldkirch bis 2030 kosten soll, lieber für die Bekämpfung der Umweltkrise einzusetzen. Die Reaktion des Landtags: Die laufende Sitzung wurde nicht, wie vorgesehen, mittags beendet, sondern in die Länge gezogen, damit der Menschenauflauf jedenfalls als illegale Versammlung während einer Landtagssitzung eingestuft werden konnte, sodass alle Teilnehmenden verhaftet werden können. Die Polizei hingegen erkannte die positive Absicht der Menschen und bezeichnete die Demonstranten als „üsere Lüt“ (unsere Leute). Und die Teilnehmenden selbst? Sie haben Angst vor den Auswirkungen der fortschreitenden Zerstörung unserer Lebensgrundlagen. Nicht nur einer von ihnen kämpfte beim Gedanken an die Zukunft seiner Enkel mit den Tränen. Sollte der Landtag nicht ein Ohr für Menschen haben, die nichts anderes wollen, als ihren Nachkommen eine lebenswerte Zukunft zu sichern? Oder sollte er es besser darauf anlegen, diese Menschen verhaften zu lassen? Dass der Landtag die Haftvariante ­vorzog, interpretiere ich als ­berechtigte Nervosität: da ist es wohl jemandem unangenehm, wenn besorgte Bürger:innen darauf hinweisen, dass das Festhalten am Tunnelprojekt nicht zeitgemäß ist.

Manfred Melchhammer, Feldkirch