Medizinischer Kapitalismus
Nach einer Hautoperation hier in Hongkong musste ich in den vier Tagen Bregenz – meine „zweite Heimat“ – täglich einen neuen Verband für zwei Wundstellen organisieren. Also liegt nichts näher, als medizinische Hilfe in der Nachbarschaft zu suchen. Am 6. 12. 23 bezahlte ich dort für die Wundreinigung und zwei größere Pflaster 90 Euro. Am nächsten Tag war dort (gleiche Adresse) ein anderer Arzt, der mir für die gleiche Leistung 40 Euro verrechnete. Freitag, 8. 12. 23 (Feiertag in Österreich), dann „Notarzt-Dienst“ in der Bregenzer Straße in Kennelbach. Zehn Leute und mehr warteten in der Kälte auf Einlass (man muss in Österreich schon sehr gesund sein, um einen Arzt aufsuchen zu können!). Dort kostete das gleiche Verbinden knapp 78 Euro. Kurz vor meiner Abreise am 9. 12. 23 stand ich dann in der Heldendankstraße in der Kälte, die wieder gleiche medizinische Leistung wurde mit 85 Euro berechnet. Was lernt man daraus? Wie unter ordentlichen Kaufleuten, immer vorher ein Angebot einholen! Und so gehört es sich auch, in einer zwar sozialen & demokratischen, aber doch kapitalistischen Gesellschaft. Kälte: Jetzt weiß ich, warum die Lebenserwartung in Hongkong gesamt 83 Jahre ausmacht, während Österreich gesamt bei 81,8 liegt, und das, obwohl Hongkong ca. 5,5 % für Gesundheitswesen ausgibt und Österreich dafür 11 % aufwendet.
Roland Guettler, Hong Kong