Eine mutige Stimme

Leserbriefe / 03.01.2024 • 17:45 Uhr

In der Sonntags-Neuen vom 24. Dezember war ein Interview mit Herrn Burgniar, dem Rektor des Österreichischen Hospizes in Jerusalem. Anstatt herumzueiern, erläuterte er ungeschminkt die Situation der Christen in Palästina.

Er sagte, die Weihnachtsfeiern wurden offiziell von den arabischen Behörden und den christlichen Bischöfen aus „Solidarität mit den Opfern“ abgesagt. Es sind aber vornehmlich die Opfer im Gazastreifen gemeint. Herr Burgniar vermutet, dass die Absage von Weihnachtsfeiern eine Selbstschutzmaßnahme der christlichen Minderheit ist, um die muslimischen Nachbarn nicht zu reizen. Wenn das Zusammenleben von Muslimen und der christlichen Minderheit schon in normalen Zeiten schwierig ist und Aussagen erfordere, die niemandem weh tun, muss derzeit jedes Wort wohl überlegt sein, denn es könnte für Christen in Palästina tödlich sein.

Für die Zweistaaten-Lösung treten zwar alle Bischöfe im Heiligen Land offiziell ein, aber nur, weil die muslimisch-palästinensischen Nachbarn es von ihnen erwarten. In der Praxis frage sich aber der Klerus und die Gläubigen hinter vorgehaltener Hand, welchen Rechtsstatus sie als Minderheit im geforderten Staat Palästina haben würden. Gleichberechtigt oder Bürger zweiter Klasse?

Niemand hat die Anschläge auf christliche Einrichtungen in Ägypten unter Präsident Morsi vergessen. Morsi und die Hamas sind Muslimbrüder. Herr Burgniar hat ohne Tabu die Wahrheit ohne diplomatische Rücksichten ausgesprochen. Danke!

Dr. Wolfgang Hämmerle, Lustenau