Lehrerausbildung

Leserbriefe / 17.01.2024 • 18:17 Uhr

Die Reform der Lehrerausbildung steht an. Nach einem dreijährigen Bachelorstudium soll ein zweijähriges Masterstudium anschließen, unabhängig von Schultyp, Primar- oder Sekundarstufe. Das wird wieder nicht klappen! Gerade am Beginn des Lehrerlebens ist die Herausforderung bei der Vor- und Nachbereitung des Unterrichts am größten, wobei gleichzeitig das Studium zu absolvieren ist. Wer Studierende während des Studiums als Lückenbüßer auspowert, steigert die Dropoutrate. Früher wurde im ersten Dienstjahr je zur Hälfte unterrichtet und hospitiert. Dieses bewährte System sollte bedacht werden, eventuell mit einer anderen Aufteilung.

Wie soll eine gediegene Ausbildung in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) in nur zwei Jahren gelingen? Wie für Oberstufenformen? Die Mindestanforderung an die Reform bei verkürzter, fünfjähriger Ausbildung muss sein, den Bachelor mit zwei und den Master mit drei Jahren anzusetzen, was bei den Naturwissenschaften mit experimentellen Fächern äußerst knapp bemessen ist.

Der Lehrermangel krankt nicht nur an der Ausbildung. Das Image des Lehrerberufs wurde von Politik und Medien als „Halbtagsbeschäftigte bei vollem Lohn“ massiv beschädigt, was sich jetzt rächt. Auch das Schulunterrichtsgesetz muss evaluiert, die Rechtslage besser abgestimmt werden. Für eine fünfjährige Ausbildung lässt sich in anderen Berufen mehr Geld verdienen. Auch darum sind gerade in den MINT-Fächern Lehrkräfte schwer zu bekommen.

Mag. Josef Weisleitner, Prof. i. R.
Innsbruck