Ist da wer …?
Die Initiative, ein Männercafé zu eröffnen, kann, wer will, als Zeichen für die Anerkennung geschlechtsspezifischer Bedürfnisse sehen. Ich frage mich aber, wer dieses Angebot nutzen wird, angesichts von Öffnungszeiten, die mit der Arbeitszeit eines Erwerbstätigen schwer vereinbar sind. Darüber hinaus glaube ich, dass es sinnvoller wäre, sich endlich mit der Rolle der männlichen Jugendlichen ernsthaft zu befassen. Die Problematik der Jungen, die nach Orientierung in einer sich wandelnden Gesellschaft suchen, bleibt nach wie vor unberührt. Besonders in der prägenden Phase der Kindheit, in der das Rollenverständnis geformt wird, besteht ein großer Mangel an männlichen Identifikationsfiguren. In einer Gesellschaft, in der beinahe jede zweite Ehe geschieden wird, mangelt es an stabilen männlichen Bezugspersonen. Diese Lücke wird besonders im Bildungssystem evident, wo männliche Lehrkräfte in Grundschulen eine Seltenheit darstellen. Mädcheninitiativen werden durch die Politik gefördert und unterstützt während es nicht einmal Studien zur Situation männlicher Jugendlichen gibt, geschweige denn entsprechende Initiativen. Und das in einer Zeit, in der wir fast wöchentlich mit Gewalt gegen Frauen und Mädchen konfrontiert werden. Alle reden von Prävention. Was bringt Prävention, wenn sie nicht den Kern der Problematik behandelt, sondern sich nur mit deren Auswirkungen befasst?
KommR Hanno Schuster, Höchst