Orbán – ein Friedensengel?
Interessant der Besuch von Viktor Orbán bei Volodymyr Selenskyj und bei Vladimir Putin. Sicher nicht einfach, nach Kiew in ein Kriegsland zu fahren und anschließend nach Moskau. Sein Ziel als derzeitiger Ratsvorsitzender in der EU ist vermutlich, die beiden Kontrahenten zu den Möglichkeiten eines Friedens zu konsultieren oder zumindest einen Waffenstillstand zu schaffen. Frieden in einem Krieg, den keine der Kriegsparteien gewinnen kann! Warum wird diese Aktion von der EU-Kommission und einigen Mitgliedstaaten nicht goutiert? Meiner Meinung nach zeigt dies – spät, aber doch – das diplomatische Versagen der EU. Die Vorbereitungen für diesen Krieg haben bekannterweise schon Jahre früher begonnen. Die bekannte Aussage Angela Merkels, das Abkommen von Minsk (2014) wurde unterzeichnet, um der Ukraine
Zeit zu geben, stellt die ehrliche Absicht Europas in ein bedenkliches Licht. Wenigstens unternimmt jetzt – nach mehr als zwei Jahren Krieg – ein EU-Ratsvorsitzender einen Anlauf, um mit beiden Parteien über eine Lösungsmöglichkeit in diesem blutigen Konflikt zu reden. Das hat bis heute noch niemand geschafft oder gewollt. Eher nicht gewollt meine ich nach dem Rüffler des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell. Sollte sich Orbán durchsetzen können, wird er natürlich viele Feinde unter den bekannten Kriegstreibern haben. Befremdlich auch die Stellungnahme unseres Bundeskanzlers, notabene von einem neutralen Land.
Robert J. Bösch, Lustenau