Wolfsexpertise
Zu den Leserbriefen „Psychiater als Wolfsexperte“ von Günter Amann, VN vom 6. 9. 2024 und von Armin Fidler, VN vom 2. 9. 2024:
Armin Fidler hat mit seinem Leserbrief einen wichtigen Punkt angesprochen: Zwar sollte die Diskussion über den Wolf das Spektrum aller Argumente zulassen, diese sollten aber dennoch vorrangig auf einschlägig fundiertem Fachwissen basieren. Es ist daher gerechtfertigt, dass Fidler auf die Bedeutung von objektiver Expertise hinweist, wenn es um Themen wie streng geschützte Arten geht. Obgleich hier viele Emotionen im Spiel sind und die Interessenvertretung lautstark die Tötung der Wölfe verlangt, müssen, neben den soziokulturellen, primär auch ökologische, biologische sowie rechtliche Fragen berücksichtigt werden. Selbst wenn Vorbehalte und Ängste die Debatte dominieren, dürfen weder der wissenschaftliche Diskurs noch das Bestreben von Menschen oder Organisationen, den Wolf zu schützen, diskreditiert werden. Fidler markiert, dass Herr Haller, so geschätzt er als Psychiater sein mag, eben kein Fachmann für Wildtierbiologie ist. Insofern sollte die Zuständigkeit bei ausgewiesenen und unabhängigen Expert:innen bleiben, z. B. aus der Verhaltensforschung, Zoologie oder Ökologie. Leider lässt die Objektivität aber insgesamt sehr zu wünschen übrig. Gerade in einer sozial komplexen, vielschichtigen Diskussion wie dieser, sollte valide Wissenschaft die Grundlage bleiben. Armin Fidler hat mit seinem Leserbrief zu Recht moniert, die Debatte auf einer wissenschaftsbasierten Ebene zu verhandeln. Diese ließ aber der tendenziell reduktionistische Sprachgebrauch im Kommentar von Reinhard Haller vermissen.
Ulrike Schmid, PhD, Götzis