Nach Ende der Geburtenstation in Bludenz: Diskussion über weitere Zusammenlegung

Politik / HEUTE • 09:52 Uhr
LKH Bludenz
Im Landeskrankenhaus Bludenz finden nur noch heuer Geburten statt. Stadt Bludenz

Experte verweist auf Sicherheitsaspekt, der in der Debatte zu kurz komme. Für das Rheintal gibt es Überlegungen rund um ein Eltern-Kind-Zentrum.

Schwarzach, Bludenz Die Geburtshilfe im Landeskrankenhaus Bludenz gibt es nur noch dieses Jahr, sie wandert ins Feldkircher Spital. Dieser von der Krankenhausbetriebsgesellschaft KHBG verkündete Schritt hat für Aufsehen und auch Kritik gesorgt. Zu Unrecht, sagt Gesundheitsexperte Armin Fidler, der in der Diskussion den Sicherheitsaspekt für Frauen und Neugeborene vermisst. Unterdessen stellt sich die Frage, ob es im Zuge der Spitalsreform auch im Norden des Landes künftig nur noch eine Geburtenstation, entweder in Bregenz oder Dornbirn, geben könnte.

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443 Geburten begleitet

“Es wird immer das Argument vorgebracht, dass der Bevölkerung etwas weggenommen wird. Doch es geht um die bestmögliche Qualität. Die Fallzahlen in Bludenz waren zu gering”, sagt Armin Fidler. Im Jahr 2024 sind in dem Krankenhaus der KHBG zufolge 443 Geburten begleitet worden, in Feldkirch waren es 984, in Bregenz 1109. Im Dornbirner Spital gab laut Stadt 1270 Geburten.

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Gesundheitsexperte Armin Fidler verweist unter anderem darauf, dass es in Bludenz keine Neonatologie gibt.

Fidler zufolge setzt der weltweite Qualitätsstandard im Idealfall bei mindestens 1000 bis 2000 Geburten jährlich an. Dann sei auch das Team entsprechend aufeinander eingestellt, ansonsten fehle es an Expertise und Erfahrung. Außerdem gibt der Mediziner zu bedenken, dass es im Bludenzer Krankenhaus keine Neonatologie gibt. Dabei handelt es sich um ein Teilgebiet der Kinderheilkunde, die unter anderem für die Versorgung von Frühchen oder kranken Neugeborenen zuständig ist. Oft müssen diese Kinder intensivmedizinisch versorgt werden. “Es braucht bestens ausgebildete Menschen mit einem entsprechend großen Erfahrungsschatz”, erklärt der Experte.

Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP) hatte das Ende der Geburtenstation in Bludenz als ausschließlich medizinische Entscheidung bezeichnet. Sie fußt auf der Beurteilung durch einen externen Experten. Eine Sprecherin der KHBG teilt mit, dass den betroffenen Mitarbeitenden die Geburtenstationen der übrigen Landeskrankenhäuser offenstehen, insbesondere in Feldkirch. Zudem werde es in diesem Spital durch die Abteilungszusammenlegung “geringfügige bauliche Anpassungen” brauchen. “Darunter die Erweiterung der Gynäkologie und Geburtshilfe um sechs Betten sowie die Einrichtung einer Hebammenambulanz, um dem erwarteten Anstieg an Schwangerenuntersuchungen gerecht zu werden.”

Unterbesetzte Abteilungen wie im LKH Bregenz sind ein strukturelles Problem und betreffen alle Spitäler im Land.  VN/Steurer
Könnte es auch im Unterland bald nur noch eine Geburtenstation geben, etwa in Bregenz? Es gibt Diskussionen über ein Eltern-Kind-Zentrum, fix ist nichts. VN/Steurer

Unterdessen ist noch unklar, welche weiteren Abteilungen im Rahmen der Spitalsreform zusammengelegt werden könnten. Im Raum steht zum Beispiel die Frage, ob es künftig auch im Unterland, entweder in Dornbirn oder in Bregenz, nur noch eine einzige Geburtenstation geben könnte. Rüscher kündigte bisher lediglich an, bei den Strukturen ansetzen und die Krankenhäuser des Landes Regionen zuordnen zu wollen. Dabei soll es Schwerpunkte geben.

Nach Ende der Geburtenstation in Bludenz: Diskussion über weitere Zusammenlegung
Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher will bei den Strukturen ansetzen. VN/Paulitsch

Ein Eltern-Kind-Zentrum im Unterland?

Der Reformprozess läuft unter dem Titel Spitalscampus, im Mai starteten die Phasen zwei und drei. Rüscher erwähnt “fächerspezifische, partizipative Strukturdialoge.” Ärztinnen und Ärzte, Mitarbeitende aus der Pflege, Betriebsrat, Ärztekammer und Verwaltung diskutieren die Zukunft von 14 Fächern. “Eine der Arbeitshypothesen im Prozess ist, die bestehenden Standorte der Gynäkologie und Geburtshilfe sowie Pädiatrie im Unterland bis zum Jahr 2030 an einem gemeinsamen Ort zusammenzuführen – also ein zentrales Eltern-Kind-Zentrum zu schaffen.” Doch man befinde sich erst mittendrin. “Was derzeit vorliegt, sind Arbeitshypothesen, die diskutiert und auf ihre Tragfähigkeit geprüft werden.” Bis Ende des Jahres soll der Begutachtungsentwurf des regionalen Strukturplans 2030 vorliegen. Dann gibt es Gewissheit.