Falsch oder richtig?
Zum Leserbrief von Hr. König, VN vom 13.2.25:
Lieber Herr Dr. König, die Mehrheit kann in einer Demokratie niemals falsch entscheiden. Das Wesen der Demokratie baut darauf auf, dass das zu geschehen hat, was die Mehrheit will. Alles Tun und Wirken, was gegen den Willen der Mehrheit ausgeführt wird, verletzt das Grundprinzip der Demokratie. Dies hat seinerzeit auch Kreisky erkannt und erklärt, es ist besser mit der Mehrheit zu irren als mit der Minderheit recht zu haben. Er respektierte daher auch die Entscheidung der Mehrheit, das bereits fertiggestellte Atomkraftwerk Zwentendorf nicht in Betrieb zu nehmen, obwohl dies viele als einen Irrtum ansahen. Erst später wurde allgemein erkannt, dass die Entscheidung der Mehrheit richtig gewesen ist. Hinsichtlich des Weges zur Findung einer Entscheidung schrieb bereits MAO, dass jeder, dem die Entscheidung der Mehrheit missfällt, sich vorab hinterfragen sollte, ob die von ihm gewünschte Entscheidung vielleicht für die Mehrheit doch nicht so gut wäre, wie von ihm gedacht war, oder ob er vielleicht nur nicht in der Lage war, der Mehrheit glaubhaft zu erklären, warum seine gewünschte Entscheidung für die Mehrheit auch wirklich gut sein soll. In einer Demokratie ist die Entscheidung der Mehrheit immer die Richtschnur, was zu geschehen hat. Die Minderheit wird dies naturgemäß immer als falschen Weg ansehen.
Dr. Hermann Böckle, Dornbirn