Passwort vergessen
Rudolf Bischof, Bischofsvikar, Feldkirch
Wie oft brauchen wir für unsere Geräte ein Passwort, für den Computer, fürs Handy, den Bankomaten und manch andere Geräte. Aufregend ist es, wenn wir dieses Passwort vergessen haben und fast verzweifelt versuchen, es wieder zu finden. Manchmal denke ich, ist dies nicht auch ein Hinweis auf unser Leben? Wenn wir den Zugang zu einem Menschen nicht mehr finden, weil vielleicht die Verbindung durch einen Konflikt oder eine Kränkung zerstört wurde. Oder es kann sein, dass wir den Zugang zu einer Aufgabe oder die notwendige Motivation oder Begeisterung verloren haben. Oder geht es uns in dieser so schnelllebigen Zeit nicht auch so, dass wir manchmal den Zugang zu Gott oder zum Sinn des Lebens verloren haben. Wir haben das Passwort verloren.
Passwort gefunden
Wie froh sind wir, wenn uns jemand hilft, dieses Passwort wieder zu finden, wenn es uns gelingt, die Zugänge zum Leben wieder zu öffnen. Ein vermittelndes Gespräch oder eine Zufallsbegegnung kann uns dabei helfen.
Der Religionsphilosoph Romano Guardini, der als Theologe vielen den Zugang zu Gott wieder finden ließ, hat schon am 1. August 1964 geschrieben, als es für die breite Masse noch keinen Computer oder keine elektronischen Geräte gegeben hat: „Es wird gesagt, wenn der Mensch geboren wird, wird ihm ein Wort mitgegeben, nicht nur eine Veranlagung, sondern ein Wort. Das wird hineingesprochen in sein Wesen, und es ist wie das Passwort zu allem, was dann geschieht. Und es kommt alles darauf an, dass der, dem es zugesprochen wird, – jeder Mensch, denn jedem wird eins zugesprochen – es versteht und mit ihm ins Einvernehmen kommt.
Passwort für den Menschen
Was könnte dieses Passwort sein, mit dem wir die Verbindung zu Gott finden können? Er hat uns eines gegeben, als er auf die Frage, wer er sei, antwortete: „Ich bin der, der da ist.“ Wie schön ist ein solches Passwort, dass jemand einfach für mich da ist, ob es mir gut oder schlecht geht, ob ich in einer Krise oder in einer Hochzeit stecke. Ich darf glauben: Er ist da. Er ist da in meinem Leben, er ist da im Leben des andern, er ist da in den wunderschönen Dingen der Natur, die ich erlebe, er ist auch da in dem Schweren, das ich erlebe. Er ist da in jeder Stimmung, er ist da in meiner Arbeit, in meinem Erfolg, aber auch in meiner Erfolglosigkeit. Das könnte auch für uns ein Passwort sein, um den Zugang zu einem Menschen zu finden: Ich bin der, der da ist.
Hoffnungsschimmer entdecken
Dann könnten wir Hoffnungsschimmer weiterschenken, von denen Alexander Jehle so treffend schreibt: Hoffnungsschimmer möchte ich pflanzen, hegen und pflegen will ich sie, bis sie in meinem Garten blühen wie Schneeglocken nach einem langen dunklen Winter. Dann will ich sie pflücken meine blühenden Hoffnungsschimmer ganz vorsichtig, will ich sie zu einem herrlichen Strauß voller Hoffnung binden. Nicht zu Hause werde ich bleiben ich werde mich auf den Weg machen, um sie zu verschenken. So könnten wir ein Passwort finden, das andern und uns selbst Türen öffnet, hinter denen wir neue Lebensfreude entdecken können. Das wünsche ich uns allen.
