Leserbrief: 8 Milliarden, wer ist zu viel?

Der 21.03. nähert sich. Ein Tag für eine größtenteils noch ausgegrenzte und an den Rändern unserer Gesellschaft lebenden Minderheit. Es handelt sich um Menschen, die in der gesellschaftlichen Betrachtungsweise als geistig Behinderte bezeichnet werden. Von sogenannten Fachleuten werden diese Menschen, ohne die Neurodiversität dieser Menschen verstanden zu haben, mit einem unterdurchschnittlichen IQ stigmatisierend diagnostiziert. Darüber hinaus wird die Geburt dieser Menschen nicht nur gesellschaftlich, sondern auch politisch-rechtlich als “vermeidbarer Schaden” angesehen. Hiervon zeugen staatliche Forschungsmittel für Bluttests, die mit einer 99,9% Wahrscheinlichkeit solch ein Leben aufspüren und erst gar nicht entstehen lassen wollen. Dies steht für unsere Gesellschaft Neurodiversität gründlich und sauber zu entsorgen. Wenn diesen Menschen dennoch ein Leben vergönnt ist, ist es in seltenen Fällen vorgekommen, dass einige von ihnen trotz ihrer “geistigen Behinderung” und gegen die gesellschaftlichen selbsterfüllenden Prophezeiungen Universitätsabschlüsse schafften. Es handelt sich um Menschen, welche die Besonderheiten eines zusätzlichen Chromosoms in sich tragen. Diese Menschen sind es Wert vorbehaltlos ein Leben in Würde zu erhalten. Der 21.03 ist jener Tag an dem Menschen mit Trisomie 21 ins Zentrum gestellt werden. Heuer finden die Feierlichkeiten am Sportplatz in Lochau statt. Schauen sie vorbei und werden sie Teil von der Vielfalt des Lebens.
Otmar Baur, Rankweil