Leserbrief: Wehrpflicht für Frauen?

Nach dem Ende des Kalten Krieges und bis zum Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine schien ein bewaffneter Konflikt zwischen Staaten in Europa unwahrscheinlich. Daher wurde die Wehrpflicht auch von kleineren Staaten abgeschafft. Entscheidender Grund für den Übergang zu Freiwilligenstreitkräften war die starke Ausrichtung auf Auslandseinsätze. Dazu werden keine Massen an Soldaten benötigt, da es sich um anspruchsvolle Einsatzszenarien geringer Intensität handelt. Für eine effektive Landesverteidigung benötigt jeder Staat jedoch eine große Anzahl von Soldaten. Probleme durch den Wegfall des Grundwehrdienstes sind bei der Nachwuchsgewinnung für Zeit- und Berufssoldaten erkennbar. Ich halte die Wahlfreiheit zwischen Zivildienst und Wehrdienst für eine gute österreichische Lösung und bin auch dafür, dass Frauen sich freiwillig zum Bundesheer melden können. Eine Wehrpflicht für Frauen lehne ich derzeit ab, weil zuerst die Wehrpflicht für Männer optimal geregelt werden muss, und ich hier Nachholbedarf sehe. Gegen eine Wehrpflicht für Frauen spricht die große Ungleichheit zwischen Frauen und Männern bei der Entlohnung und vor allem bei den Familienaufgaben wie Kindererziehung und Hausarbeit in unserer Gesellschaft. Wichtiger als die Wehrpflicht für Frauen wäre die Förderung der Wehrbereitschaft, denn das ist nicht nur eine Männersache.
Kurt Gärtner, Wels