Keine Krise der Empathie

Leserbriefe / 22.07.2025 • 19:56 Uhr

Der Kognitionswissenschaftler Fritz Breithaupt argumentiert, dass Empathie kulturell geformt sei und instrumentalisiert werden könne, um moralische Überlegenheit zu suggerieren. Breithaupt rät deshalb dazu, Empathie reflektiert zu betrachten. Die Behauptung, dass Menschen, die sich für den Schutz des Wolfes einsetzen, kein Mitgefühl mit Schafen oder Hirt:innen hätten, ist unbegründet und entspricht nicht der gelebten Realität. Von 17. bis 19. Juli fand im Murtal in der Steiermark eine internationale Konferenz zum Thema Herdenschutz und Umgang mit dem Wolf statt. Vor dem Hintergrund der bundesweiten Wolfshetze durch freizügige Abschussregelungen eine wohltuende und ermutigende Veranstaltung. Dass es Herausforderungen und Schwierigkeiten gibt, ist unbestritten. Sich diesen zu stellen, nicht gleich beim ersten Scheitern aufzugeben, sondern sich auszutauschen und gemeinsam weiterzuentwickeln, zeugt von Hausverstand, Kompetenz und Menschlichkeit. Leider ist es eine Tatsache, dass manche Landwirt:innen ernsthaft gemobbt werden, wenn sie das „Sakrileg“ Herdenschutz umsetzen wollen. Wichtig in diesem Zusammenhang scheint daher die Revitalisierung des Lehrberufes Hirt:in zu sein. Trotz des derzeitigen politischen Klimas, das von Dogmatismus und fehlender Kompromissbereitschaft gekennzeichnet ist, motivieren die Referent:innen aus Wissenschaft, Jagd und Landwirtschaft, dass die Koexistenz mit dem Wolf gelingt. Dabei muss man den Wolf nicht lieben, aber man kann lernen, mit ihm zu leben.

Ulrike Schmid, PhD, Götzis