Auf der Sonnenseite Gargellens: Steffis Arbeitsplatz ist ein „kleines Paradies“

Stefanie und Alexander bewirtschaften die Alpe Rongg. Während Stefanie die Gäste bewirtet, schaut Alexander nach dem Vieh.
Gargellen Auf 1600 Metern Seehöhe, oberhalb von Gargellen, bewirtschaftet Stefanie Baumann – die von allen „Steffi“ genannt wird – mit viel Hingabe die Alpe Rongg. Diese ist über mehrere Wanderwege leicht erreichbar. Nur 250 Höhenmeter trennen Gargellen von der Alpe. Auch über den Klettersteig Rongg gelangt man dorthin. Alternativ kann man beim Abstieg vom Berg – sei es von der Bergstation oder vom Riedkopf – auf der Alpe Rongg einkehren.


Seit 30 Jahren bewirtschaftet die Familie Tschofen die Alpe, die der Gemeinde Lorüns gehört. Vor zwei Jahren hat Steffi sie übernommen. Auf der Alpe Rongg helfen Tochter Lena und ihre beste Freundin Nora mit. Auch die beiden Praktikantinnen Leni und Emily unterstützten bis vor Kurzem das Team. Steffis rechte Hand auf der Alpe ist der spanische Snowboardlehrer Enol Barrigon. Um das Vieh kümmern sich Steffis Lebensgefährte Alexander Tschofen und der Hirte Dominik. Und zu guter Letzt darf auch Hund Lissi nicht unerwähnt bleiben.


Alpgebäude mit Geschichte
Die Alpe wird bereits seit über 100 Jahren bewirtschaftet und existiert nachweislich seit dem Jahr 1423. Damit zählt sie zu den ältesten Alpgebäuden im Montafon. Auf der Alpe Rongg leben rund 80 Stück Rindvieh, während auf der Alpe Gargellen die Mutterkühe grasen. Alexander Tschofen schaut täglich nach den rund 250 Rindern und Kühen. Zehn Pferde und einige Ziegen verbringen ebenfalls ihren Sommer in den Bergen. Die Alpsaison dauert von Anfang Juni bis Ende September. Bis Alexander die kilometerlangen Zäune wieder abgebaut hat, kann er schon fast mit dem Beschneien der Pisten beginnen. Im Winter arbeitet er bei den Gargellner Bergbahnen.


Dominik und Alexander stehen um 5.30 Uhr auf, prüfen das Wetter und gehen danach auf die Alpe Gargellen, um zu kontrollieren, ob alle Tiere da und gesund sind. „Ein guter Hirte muss jedes Stück Vieh erkennen“, sagt Alexander. „Das ist die Kunst: Du musst wissen, welche Kuh welchem Bauern gehört.“ Auch die Zäune müssen überprüft werden, da Wanderer die Griffe bei den Durchgängen oft offenlassen. Danach wechseln sie zur Alpe Rongg und sehen nach der zweiten Herde, die langsam wieder ins Tal zieht.


Wenn der Tag erwacht
Jeden Morgen geht Steffi zu Fuß zur Alpe, nachdem sie neue Feriengäste begrüßt und Büro- und Hausarbeiten erledigt hat. Die Familie wohnt in Vergalden und betreibt dort vier Ferienwohnungen, um die sich Steffi ebenfalls kümmert. Um 10 Uhr sperrt sie die Alpe auf und bereitet alles vor. Steffi achtet bewusst darauf, regional und biologisch einzukaufen – etwa der Alpkäse, die Butter und der Sura Kees von der Alpe Nova und das Brot von der Bäckerei Lang. Auf ihren liebevoll angerichteten Sura Kees-Teller ist sie besonders stolz. Auf der Speisekarte stehen aber auch Speck- und Käsebrot sowie Hauswurst.


„Ich laufe gerne hier hoch. Morgens, wenn noch keiner da ist, ist es am schönsten. Wir kriegen als Erste die Sonne ab, weil wir auf der Sonnenseite Gargellens liegen“, sagt die 41-Jährige. Und beim Runterlaufen nach einem anstrengenden Tag findet auch sie ihre Ruhe. Viele Stammgäste und Einheimische kommen regelmäßig zur Steffi. Manche gehören beinahe schon zur Familie. „Wir haben hier ein besonderes Stück Erde, ein kleines Paradies.“


Früher arbeitete Stefanie an der Rezeption des Sporthotels Bachmann in Gargellen. Alexander, ein gebürtiger Gargellner, lernte sie während dieser Zeit kennen. „Ich bin mit 21 Jahren nach Gargellen gekommen, Alexander war damals 17“, erzählt die Bludescherin. Zunächst waren sie nur befreundet. Dann zog Steffi mit ihrem damaligen Partner nach Singapur. Nach dem Ende dieser Beziehung blieb sie dennoch zweieinhalb Jahre dort – bis sie für eine neue Liebe zurück nach Gargellen kam: „Ich habe gemerkt, dass ich ohne Alexander nicht mehr sein wollte“, so Steffi. „Ich bin zurückgekommen, um zu bleiben.“



