Abteilungsverschiebungen in den Krankenhäusern Vorarlbergs
Die angespannte Haushaltssituation und die jahrzehntelang doppelgleisige sowie zersplitterte Krankenhausversorgung verlangen strukturelle Reformen – das ist unbestritten. Wie diese umgesetzt werden sollen, scheint beschlossene Sache. Rund 56 000 Menschen haben sich gegen die vorgelegten Pläne ausgesprochen. Das ist kein Randthema, sondern ein klares Signal, das die Verantwortlichen zum Nachdenken bringen sollte. Einen echten Beteiligungsprozess für die eigentlich Betroffenen hat es wie so oft nicht gegeben: Eltern, Schwangere, Kinder und Jugendliche blieben außen vor. Das vermittelt das Bild einer Politik, die Dialog nur so lange toleriert, wie er zur eigenen Agenda passt. Am stärksten betroffen sind Frauen, Kinder und Familien, die ohnehin über geringe Ressourcen verfügen, sich dagegen zu wehren. Ihre Stimme hat wenig politisches Gewicht; Kinder besitzen kein Wahlrecht, und ihre Eltern bilden selten Mehrheiten. Deshalb dominieren ältere Wähler, die ihren Wohlstand sichern wollen, die Prioritätensetzung – zum Nachteil von Familien, insbesondere jener in prekären Lagen. Slogans wie „Kinder in die Mitte“ oder „chancenreichster Lebensraum“ werfen die Frage auf, wo diese „Mitte“ tatsächlich liegt – offenbar nicht dort, wo Kinder und Familien Unterstützung benötigen. Das Ziel, eine tragfähige und finanzierbare Lösung zu finden, ist richtig. Allerdings hat die Art und Weise, wie diese Lösung umgesetzt werden soll und kommuniziert wurde, viel Vertrauen verspielt.
Dr. Harald Geiger, Dornbirn