Vom Ort der Einkehr zum Ort der Begegnung
Zum Leserbrief von Herrn Oskar Piffer, VN vom 4.11.25:
In ganz Europa werden ehemalige Kirchen und Klöster heute vielfältig genutzt – als Bibliotheken, Gesundheitszentren oder Genuss- und Begegnungsorte. Das Kloster war viele Jahre ein Ort der Einkehr und Gemeinschaft. Jetzt sollten wir den Mut haben, diesen Ort in einem weltlichen Sinn weiterzuführen. Heute leben wir in einer vielfältigen Gesellschaft, in der Menschen unterschiedliche religiöse und kulturelle Hintergründe haben. Dennoch teilen alle das Bedürfnis nach Austausch, gemeinsamem Essen und Feiern. Eine Nachnutzung, die Genuss, Begegnung und Kultur vereint, könnte eine Food Hall sein. In behutsamer Architektur adaptiert, mit Verkauf regionaler Lebensmittel. So könnte das Kloster zu einem Ort werden, der Menschen unabhängig von Herkunft und Glauben verbindet, und die neuen Besitzverhältnisse widerspiegelt. Dornbirn hat den Kaufpreis mit Steuergeld finanziert, also mit dem Geld seiner Bürger:innen. Als Steuerzahlerin und NEOS-Stadtvertreterin erwarte ich mir einen wirtschaftlich sinnvollen Einsatz dieser Gelder. Eine Stadt hat viele Aufgaben, der Betrieb eines Klosters/einer Kirche gehört nicht dazu. Er würde einen Teil der Bevölkerung von der Nutzung dieser städtischen Investition ausschließen. Daher sollten wir Ideen zulassen, die die kulturellen Wurzeln des Ensembles achten, zugleich aber den Mut haben, diesen Ort einer zeitgemäßen, weltlichen Nutzung zu öffnen, die alle Menschen unserer Stadt willkommen heißt – unabhängig von ihrer Religion und Kultur.
Dr. Martina Hladik, Dornbirn