Das Konzil von Nizäa

Leserbriefe / 18.12.2025 • 20:32 Uhr

Papst Leo hat anlässlich der 1700-Jahr-Feier des Konzils von Nizäa alle christlichen Kirchen zur Einheit aufgerufen. Er nannte als gemeinsame Basis das in Nizäa formulierte Glaubensbekenntnis, das alle Kirchen eint. Man schätzt, dass es etwa 22.000 christliche Kirchen bzw. Konfessionen gibt. Wenn auch dieses Glaubensbekenntnis die gemeinsame Klammer aller Kirchen ist, ist die theologische Glaubensauslegung doch sehr unterschiedlich. Sie geht beispielsweise beim Abendmahl (Kommunion) von der leibhaftigen Anwesenheit von Jesus in Brot und Wein im katholischen Verständnis bis hin zu einem reinen Erinnerungsmahl bei den Schweizer Reformatoren. Dabei gibt es Zwischenstufen. Auch das Verständnis der Taufe ist unterschiedlich. Einerseits die katholische eher rituelle Reinigung von der Erbsünde, andererseits die freikirchliche aktive, willentliche Zuwendung an Jesus durch völliges Untertauchen im Wasser. Diese Wassertaufe kann je nach Jahreszeit und Taufort erfrischend sein. Die Kleinkinder werden aber bis dahin kirchlich gesegnet. Das sind nur zwei Beispiele, daher ist Einheit nur in Vielfalt möglich. Leider hat das Konzil von Nizäa für Juden, die an Jesus glauben, aber ihre Traditionen beibehalten wollen, einen bitteren Beigeschmack. Kaiser Konstantin, der Konzils-Schirmherr, verfügte eine vollständige Trennung der nichtjüdischen Kirche von Jesus-gläubigen Juden und verbot Christen den Umgang mit Juden. Somit sollten auch die Jesus-gläubigen Juden in diesen Einheitsprozess hineingenommen werden.

Dr. Wolfgang Hämmerle, Lustenau