Fall Stefanie Nesensohn und das lange Warten

Mord an hochschwangerer Frastanzerin vor knapp zwei Jahren. Prozess im Oktober?
Frastanz, Feldkirch. Die Ermittler sprachen von einem der unfassbarsten Delikte der vergangenen Jahre. Als am Mittwoch, dem 3. November 2015, die Leiche der damals 28-jährigen Stefanie Nesensohn entdeckt wurde, stand gleich fest: Die im achten Monat schwangere Frau wurde ermordet. Der Täter hatte sie erwürgt und danach anzuzünden versucht. Der Tat dringend verdächtigt ist ein 28-jähriger Mann aus der Dominikanischen Republik. Der ehemalige Lebensgefährte von Stefanie wäre der Vater des ungeborenen Mädchens gewesen, das wie die Mutter gewaltsam zu Tode kam.
Polizeiermittlungen fertig
Knapp zwei Jahre nach dem Verbrechen ist immer noch kein Termin für den Geschworenenprozess fixiert. Der zuerst schweigende Tatverdächtige, für den die Unschuldsvermutung gilt, soll plötzlich sein Schweigen gebrochen und dabei andere Tatversionen ins Spiel gebracht haben. Dadurch wurden neue und zeitaufwendige Ermittlungen notwendig, die eine baldige Ansetzung des Prozesses unmöglich machten.
„Die polizeilichen Ermittlungen sind jetzt seit einiger Zeit abgeschlossen“, teilt Chefermittler Norbert Schwendinger (58) den VN mit. Wann es zu einer Anklage komme, könne er nicht sagen.
Neue Beweisanträge?
Auch der Sprecher der Staatsanwaltschaft Feldkirch, Dr. Heinz Rusch (52), konnte keine Angaben dazu machen. „Der Akt liegt beim zuständigen Sachbearbeiter (Anm: Dr. Philipp Höfle). Ich will keine Einschätzung darüber abgeben, wann es zum Prozess kommt.“
Laut Einschätzung des Tatverdächtigen-Anwalts Thomas Raneburger könne sich die Sache noch ziehen. Das hofft Stefan Denifl, Anwalt der Opferfamilie Nesensohn, nicht. „Laut Auskunft der Staatsanwaltschaft soll es noch im August, spätestens Anfang September zur Anklage kommen“, gibt Denifl bekannt. Allerdings: „Neue Beweisanträge könnten die Sache tatsächlich erneut verzögern“, weiß Denifl nur allzu gut. Ob der Anwalt des Angeklagten das vorhat, verrät er nicht. Gibt es keine weiteren Verzögerungen, ist laut Denifl ein Prozess im Oktober möglich.
Große Belastung
Zu einer großen Belastung ist die Situation schon längst für die betroffene Familie geworden. „Es ist unerträglich, nicht zu wissen, wann es endlich zu einem Prozess kommt“, klagt Daniela Nesensohn, die Mutter der Ermordeten. Immer wieder würden durch das lange Warten Spekulationen und Gerüchte entstehen. „Das muss ein Ende haben. Nur der Abschluss des Prozesses mit einem Schuldspruch kann uns das Leben etwas leichter machen.“ Einen Vorwurf gegen die Justiz will Nesensohn nicht erheben: „Ich verstehe ja, dass für den Prozess alles gut vorbereitet werden muss.“
Neue Beweisanträge könnten die Sache erneut verzögern.
Stefan Denifl