Eine Frage der Herkunft

Vorarlberg / 12.04.2018 • 18:53 Uhr
Kein seltenes Bild: Für die grünen Wiesen des Landes sind Kühe die geeignetsten Tiere. VN/Hartinger
Kein seltenes Bild: Für die grünen Wiesen des Landes sind Kühe die geeignetsten Tiere. VN/Hartinger

Ursprungsbezeichnung als kleiner Teil zur Vermeidung von Tiertransporten.

Schwarzach Wer muss sich ändern, damit weniger Tiere lebend transportiert werden müssen? Die Landwirtschaft? Die Fleischverarbeiter? Die Milchindustrie? Der Handel? Der Konsument? Christoph Egger ist überzeugt: „Dazu braucht es alle an einem Tisch. Aber Tiertransporte müssen eigentlich nicht mehr sein.“ Er ist Chef der Metzgerei Broger, dem zweitgrößten Fleischverarbeiter in Vorarlberg. Sein Erfolgsprodukt: Die Vorarlberger Kalbsbratwurst, hergestellt ausschließlich aus Kälbern aus Vorarlberg. Egger setzt auf Vermarktung.

Wurst bis nach Hamburg

Zwischen 5000 und 6000 Kälber fallen in Vorarlberg jedes Jahr als Nebenprodukt der Milchwirtschaft an. Rund 3000 davon werden pro Jahr lebend zur Schlachtung außer Landes transportiert. Egger erläutert: „Wir verarbeiten 500 große Kälber im Jahr und 1000 jener jungen Kälber, die sonst in den Export gehen würden. Wir verwenden dadurch ausschließlich Vorarlberger Kalbfleisch.“ Statt der Kälber wird die Kalbsbratwurst exportiert. „Wir liefern das Produkt bis nach Hamburg und Kiel.“ Geschlachtet werden die Tiere im Schlachthof Dornbirn. Das Schweinefett für die Bratwurst stammt aus Innerösterreich, die Tiere kommen aber nicht lebend. „Es ist möglich, Kälbertransporte zu eliminieren“, ist Egger überzeugt.

Worte, die Dieter Steinacher von den „Friends of Nüziders“ gerne hören wird. Er setzt sich für ein Ende der Tiertransporte ein und ist ebenfalls überzeugt: „Man kann Tiertransporte verhindern, wenn man den Willen zeigt.“ In einem weiteren Punkt stimmt er Christoph Egger zu: Alle seien gefordert, auch der Konsument. Dieser könne sich im Laden aber nur entscheiden, wenn die Herkunft des Fleisches zu sehen ist. Und das ist gar nicht so einfach.

Die Genusstauglichkeitskennzeichnung ist zumindest ein Anfang. Auf verpackten Tiererzeugnissen – also auf Butter, Milch, Joghurt, Fleisch, Würsten im Regal – muss ein Zeichen in ovaler Form gedruckt werden. Darin befindet sich das Herkunftsland, AT für Österreich, und eine fünfstellige Nummer. Beginnt die Zahl mit 80, stammt das Produkt aus Vorarlberg. Besser gesagt: Es wurde hier verpackt. Denn die Nummer kennzeichnet lediglich den letzten Betrieb, der das Fleisch in den Händen hielt. Um das verarbeitende Unternehmen herauszufinden, muss man das Smartphone zücken, eine Webseite aufsuchen und die Nummer eingeben. Für Steinacher steht fest: „Das muss einfacher werden.“ Die Kennzeichnungspflicht gilt nur für verpackte Produkte, nicht an der Theke. Bernhard Zainer von der Lebensmittelkontrolle im Land betont: „Uns wäre geholfen, wenn die Kennzeichnung auch für Thekenfleisch gilt.“ Zudem sollte die Herkunft des Tieres ersichtlich sein.

Potenzial ist da

Für Christoph Egger steht fest: „Wir müssen attraktive Produkte finden. Ob sie funktionieren, sagt aber der Markt, wir brauchen keine Planwirtschaft. Das Potenzial, dass die Wertschöpfung im Land bleibt, ist jedenfalls da.“ Den Acht-Punkte-Plan des Landes, um Kälbertransporte zu minimieren, sieht er positiv. „Ansätze sind da. Aber jetzt geht es um die Umsetzung.“ Egger setzt seine Hoffnungen jedenfalls in den neuen Agrarlandesrat Christian Gantner: „Ich kann mir gut vorstellen, dass er einen neuen Stil in die Agrarpolitik bringt.“

„Es ist möglich, Kälbertransporte aus Vorarlberg zu eliminieren.“

Woher stammt das Produkt? Listen mit den österreichischen Nummern finden sich auf http://www.statistik.at/ovis/pdf/