Wölfe in Moscheen

Aktueller Bericht der Wiener Zeitung “Falter”, in der auch Hard erwähnt wird.
Vier Moscheen im Land stehen türkischen Rechten nahe.
Schwarzach Moscheegemeinden sind am Namen nicht sofort erkennbar. Sie können auch Jugend-, Kultur- und/oder Sportvereine heißen, Kinderfeste und Fußballturniere veranstalten und dennoch Teil der islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGÖ) sein. Wie die vier Vorarlberger Moscheegemeinden der österreichischen türkischen Föderation (ATF). Jene in Hard hat es in die aktuelle Ausgabe der Wiener Stadtzeitung Falter geschafft. Der Falter veröffentlichte Bilder des Vereins, die Kinder mit dem Wolfsgruß zeigen; dem Erkennungszeichen der Grauen Wölfe, einer türkischen nationalistischen Gruppe, die der nationalistischen Partei MHP nahesteht. Rechte türkische Politik in ATF-Moscheen ist kein Einzelfall, der Falter berichtet von Innsbruck, Salzburg und Wien. VN-Recherchen zeigen: Die Ideologie spielt nicht nur in Hard eine Rolle. Der Dornbirner Verein „Safak“, der es schon mit einer Demonstration gegen die Armenierresolution in die Medien schaffte, veröffentlichte ebenfalls solche Bilder.
MHP-Nähe kein Geheimnis
Einer, der „Safak“ kennt, ist Murat Durdu. Er ist Vorsitzender der politischen Gruppe HAK, die künftig bei Wahlen antreten will. Zudem ist er ehemaliger Schriftführer von „Safak“ und auf der Webseite der Stadt Dornbirn immer noch als Kontaktperson angegeben. Durdu kennt auch die ATF-Moschee in Hard. Er sagt: „Großteils geht es um die Gemeinschaft, man trinkt Tee, spielt Fußball und hilft einander. Daneben wird türkische Geschichte unterrichtet. Politik spielt aber auch eine Rolle, das stimmt.“ Die Nähe zur MHP verhehlt er nicht. „Die MHP ist demokratisch legitimiert und weder rechtsextrem noch faschistisch.“ Dasselbe gelte für die Grauen Wölfe, die sich selbst auch Ülkücü-Bewegung nennt.
Anders sieht es der Experte Thomas Rammerstorfer, der den Grauen Wölfen ein Buch widmete. Früher sei die MHP klassisch rechtsextrem nationalistisch gewesen. „Sie sind mittlerweile religiöser geworden. Und die religiöse AKP ist nationalistischer geworden, sie nähern sich an.“ Dass nationalistische Gruppen in der türkischen Community in der Mehrheit sind, glaubt er nicht. „Dort gibt es eine große schweigende Mehrheit, die weder mit Atib, den Grauen Wölfen und Millî Görüş, noch mit Linksradikalen etwas zu tun haben will. Das Problem ist, dass sie tatsächlich schweigen.“ Und zwar aus gutem Grund. „Viele haben die Angst, dass sie bei einem Türkeibesuch verhaftet werden, wenn sie sich kritisch äußern.“ Vorarlbergs Integrationsexpertin Eva Grabherr hofft dennoch, dass sich nun einige zu Wort melden. „Die Berichterstattung ist sehr wichtig. Sie bietet die Chance, dass in den Vereinen ein Prozess der Selbstreinigung beginnt.“
Es wird eine aufwendige Selbstreinigung, wie Fotos einer großen Veranstaltung in Vorarlberg vermuten lassen. Die Bilder zeigen Musiker, politische Plakate und viele Menschen, die Daumen, Ring- und Mittelfinger aneinanderdrücken.

Bilder der Grauen Wölfe auf Facebook.

Bilder der Grauen Wölfe auf Facebook.

Bilder der Grauen Wölfe auf Facebook.

Bilder der Grauen Wölfe auf Facebook.
Stichwort ATF
In Österreich wurden ab Ende der 1970er, aber vor allem nach dem Militärputsch von 1980, erste erfolgreiche Organisationsversuche der Grauen Wölfe verzeichnet, berichten Politologe Thomas Schmidinger und Publizist Thomas Rammerstorfer im Buch „Grauer Wolf im Schafspelz“. Ihre Mutterpartei ist die türkische MHP.
Die Österreichische Türkische Föderation (Avusturya Türk Federasyon) stellt den größten Dachverband türkischer Nationalisten dar und fungiert als Dachverband der MHP-Vereine. Einige Vereine betreiben Gebetshäuser, organisieren Pilgerreisen und sind Teil der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGiÖ). Die meisten Vereine sind als Sport- und Kulturvereine organisiert. In Vorarlberg sind vier Moscheengemeinden dabei: in Hard, Dornbirn, Feldkirch und Bludenz.