Stau am See: Zeitverlust, Ärger und hohe Kosten

Jährlich werden rund vier Milliarden Euro Kosten durch Staus auf den Straßen verursacht.
Bregenz. Es staut so richtig auf der Autobahn A 14 Richtung Arlberg vor dem Pfändertunnel zu Stoßzeiten – beinahe täglich. Der Stausituation im Vorarlberger Rheintal soll mit dem Öffnen der zweiten Pfändertunnelröhre Abhilfe geschaffen werden. Doch damit verbunden ist auch das Ende der Korridorvignette, die, wie Verkehrsministerin Doris Bures schon mehrmals betonte, auf keinen Fall verlängert wird. Kritiker befürchten eine Verlagerung des Staus an den See, da Autofahrer, um die Maut zu sparen, die Route abseits der kostenpflichtigen Autobahn wählen. Eine erhebliche Verkehrsbelastung in Bregenz und Lindau-Zech wäre die Folge.
Breite Front gegen Abschaffung
Deswegen regt sich nun auch massiver Widerstand gegen die Abschaffung der Korridorvignette auf deutscher Seite. „Es ist nicht nur zu befürchten, sondern wird auch tatsächlich eintreten, dass es zu einem erheblichen Verkehrsaufkommen auf den Nebenstrecken kommen wird“, sagt der bayerische Bundestagsabgeordnete Dr. Gerd Müller (CSU). Eine unzumutbare Lärm- und Abgasbelastung für die angrenzenden Wohngebiete sieht der Westallgäuer Landtagsabgeordnete Leopold Herz (Freie Wähler) kommen und schlägt Alarm.
Die Abschaffung der Korridorvignette sieht auch Markus Gansterer vom Verkehrsclub Österreich (VCÖ) problematisch, „weil die normale Vignette ein überholtes System ist, ohne Flexibilität und ohne Lenkungswirkung“. Auch deshalb würde der VCÖ für die elektronische Maut einstehen. „Die Technik für eine elektronische Pkw-Maut nach gefahrenen Kilometern ist verfügbar“, sagt Gansterer.
Seit der Einführung im Jahr 2008 wurden 1,3 Millionen Korridorvignetten verkauft. Mehr dürften es auch nicht werden, lenkt Verkehrsministerin Doris Bures nicht doch noch ein. Die umstrittene Vignette gilt auf dem 23 Kilometer langen Abschnitt zwischen Hörbranz und Hohenems. Die Stadt Bregenz kämpft für den Erhalt der Vignette, weil sie einen massiven Stau auf der Bundesstraße zwischen Lochau und Bregenz befürchtet. Die Stadt Hohenems hingegen hält nicht viel von dem Mautpickerl, weil dadurch der Verkehr nur verlagert, aber nicht vermieden werde.
Wirtschaftlicher Faktor
Der Stau ist auch ein wirtschaftlicher Faktor, der nicht zu unterschätzen ist. Laut den jüngsten Berechnungen des VCÖ ist der volkswirtschaftliche Schaden durch Zeitverluste, höhere Betriebs-, Umwelt- und Unfallkosten sowie die notwendigen Anpassungsmaßnahmen enorm: Die Staukosten für die Wirtschaft machen für ganz Österreich rund vier Milliarden Euro pro Jahr aus. „Etwa zur Hälfte vom Lkw-Verkehr verursacht und zur anderen Hälfte vom Pkw-Verkehr“, ergänzt Markus Gansterer, zuständig beim VCÖ für Verkehrspolitik.
Die Hälfte des Staus wird durch privaten Verkehr verursacht.
Markus Gansterer, VCÖ