“Wir wollen keine Gelder aus dem Waffenhandel”

Bendern. Andreas Insam ist seit Gründung der Valartis Bank in Liechtenstein Vorsitzender des Vorstands. Im Interview spricht er über gute Jahre, wie wichtig Sozialkompetenz ist und wieso der Finanzplatz Liechtenstein in Zukunft immer attraktiver wird.
2012 war für die Valartis Bank ein sehr gutes Jahr. Was hat Ihnen in die Karten gespielt?
Insam: Wir haben in „Manpower“ investiert, haben neue Mitarbeiter an Bord geholt. Ein weiterer Aspekt ist die Beruhigung der Finanzmärkte. Die Aktienmärkte 2012 haben weltweit um 20 Prozent zugelegt. Und wir sind „Kriegsgewinnler“. Zypern liegt am Bauch. Viele neue Kunden sind zu uns gewandert. Das gilt auch für Nordeuropa. Lettland ist Drehscheibe für Gelder aus Osteuropa. Da sind Kunden viel vorsichtiger geworden. Liechtenstein ist zudem eines der Länder, das keine Finanzkrise hatte. Die Kunden schauen heute schon eher auf solche Merkmale.
Inwieweit spüren auch Sie die Niedrigzinsen?
Insam: Das Zinsengeschäft rauscht in den Keller. Obwohl wir das Volumen in fünf Jahren verdoppelt haben, hat sich das Zinsergebnis halbiert. Im Kommissionsgeschäft hingegen geht es überproportional nach oben und kompensiert diesen Nachteil. Wir haben 1,3 Milliarden Franken Bilanzssumme und 300 Millionen bei der Oesterreichischen Nationalbank sowie 200 Millionen bei der Schweizerischen Nationalbank platziert, ohne Früchte zu bekommen. Wir geben es lieber Nationalbanken als unsicheren Geschäftsbanken. Da haben wir kein Kopfweh, dass die Bank pleitegeht.
Woher stammt Ihre Hauptklientel und wie entsteht eine Geschäftsbeziehung?
Insam: Unsere Kunden kommen aus 106 Nationen. Der deutsche und österreichische Markt ist fast bedeutungslos geworden. Beziehungen entstehen, indem Kunden Kunden werben. Wir pflegen auch sehr enge Kontakte zu Multiplikatoren, also zu Anwälten, Steuerberatern oder Wirtschaftsprüfern weltweit, die dann ihre Kunden wiederum vermitteln. Kunden zu finden ist überhaupt kein Problem. Die Herausforderung ist, die Kunden so zu verwöhnen, dass sie bleiben und ihr Vermögen bei uns konzentrieren.
Ihre Mitarbeiter beraten in über 30 Sprachen. Ist das ein Vorteil oder längst Standard?
Insam: Es ist nicht Standard, sondern ein Wettbewerbsvorteil. Es ist schwer für andere, uns das nachzumachen, denn dafür bräuchte man eine Dekade. Aber für uns ist die Sozialkompetenz gleich wichtig wie die Fachkompetenz.
Mit dem Informationsaustausch sagt Liechtenstein dem Bankgeheimnis Ade. Was bedeutet das für Sie als Bank?
Insam: Unabhängig, ob der Datenaustausch kommt oder nicht, wir haben eine Datenrevolution. Jeder kann sich heute alles holen, was er will. Das heißt auch, der Kunde hat keine Möglichkeit mehr, etwas zu verstecken. Kein Banker will Kunden, die mit Drogengelder reich geworden sind, wir wollen keine Kunden, die mit Waffen oder Steuerbetrug reich werden.
Wird der Finanzplatz Liechtenstein dadurch in Zukunft weniger attraktiv?
Insam: Im Gegenteil. Er wird viel attraktiver, weil es immer weniger Banken geben wird, die diesen Sachverhalt beurteilen können. Der typische Berater muss heute internationales „tax law“ verstehen. Er muss wissen, in welchem Land es eine Erbschaft-, Vermögen- oder Schenkungssteuer gibt. Nur so kann er analysieren, ob jemand Steuerbetrug begeht. Da wird es immer weniger geben, die das können. Es geht immer mehr in Richtung Anwaltskanzlei.
Nennen Sie uns ein Beispiel …
Insam: Wenn ein „Patrone“ mit Produktionsfirmen in fünf Ländern zwei Töchter hat, von der eine einen Amerikaner heiratet und die andere sich von einem Russen scheiden lässt, hat das steuerrechtliche Implikationen, die sich gewaschen haben. Da brauchen sie Mitarbeiter, die das verstehen. Wir haben in Liechtenstein eine Universität, die darin ausbildet. Unser Ziel ist es, dass in fünf Jahren die Hälfte unserer Mitarbeiter den Masterabschluss in „tax law“ haben.
Inwieweit haben Sie die Skandale um Daten-CDs und schwarze Schafe gespürt?
Insam: Der Kunde ist selber dafür verantwortlich, ob er Steuern abführt. Eine Beihilfe oder Mitgestaltung darf es nie geben. Es gibt Altlasten, die gerade bereinigt werden. Wir waren in keinem Fall betroffen. Wir haben keine Mitarbeiter, die Daten geklaut haben und keine Hacker, die in unser System eingedrungen sind. Wir sind da viel zu klein und damit keine attraktive Adresse.
Die Valartis Bank war einst Tochter der Hypo Landesbank Vorarlberg. Gibt es heute noch Verbindungen?
Insam: Wir zählen zu den fünf wichtigsten Kunden der Hypo, weil wir zum Beispiel Interbankgeschäfte mit ihnen machen. Es ist gar nicht so leicht, unsere Kundengelder zu platzieren, deshalb geben wir es gerne einer Hypo Vorarlberg.
Wir haben im Unterschied zu früher kaum österreichische Kunden und nur wenige Deutsche.

Kennzahlen 2013
Valartis Bank (Liechtenstein) AG
» Netto-Neugeld: 725,6 Mill. Franken
» Kundenvermögen: 3,1 Mrd. Franken
» Netto-Neugeld: 725,6 Mill. Franken
» Mitarbeiter: 76
» Cost-Income-Ratio: 49 %
» Bilanzsumme: 1,3 Mrd. Franken
Zahlen basieren auf einer Hochrechnung
Zur Person
Dr. Andreas Insam
CEO der Valartis Bank Liechtenstein
Geboren: 10. 8. 1957
Ausbildung: Studium Universität Innsbruck, Doktor der Betriebswirtschaft
Laufbahn: Wissenschaftlicher Mitarbeiter Institut für Mathematik und Statistik Universität Innsbruck; Mitglied des Direktoriums der LGT Bank in Frankfurt; Hypo Landesbank Vorarlberg (Gründer der Hypo Investment Bank Liechtenstein – später Valartis Bank). Lektor und Prüfungsbeauftragter an den Unis Liechtenstein und Innsbruck. Mitglied des Vorstands Liechtensteinischer Bankenverband.
Familie: verheiratet, zwei Kinder