ATX hinkte Börsen hinterher

Offene Geldschleusen trieben internationale Börsen 2013 an. Positive Prognose für ATX 2014.
Wien. Das Jahr 2013 war ein Jahr der Aktien. Die großen Finanzplätze rund um den Globus steuern – im Gegensatz zum Wiener Leitindex ATX – auf ein kräftiges Plus zu. Der deutsche Dax liegt auf Jahressicht 25 Prozent im Plus, der US-Leitindex Dow Jones ebenfalls. Der Schweizer SMI dürfte einen Anstieg von 20 Prozent schaffen. In Tokio liegt der Nikkei gar 56 Prozent höher. Von den großen Börsen liegt nur der Shanghai Composite im Minus. Er verlor 2013 um rund 8 Prozent. Laut Analysten waren heuer vor allem die sogenannten „Blue-Chips“, also die Aktien von Welt-konzernen, gefragt. An der Wall Street legte der US-Flugzeughersteller Boeing heuer bisher mehr als 80 Prozent zu und ist bester Wert im Dow Jones vor dem Kreditkarten-Konzern Amercian Express mit einem Plus von 55 Prozent. Unter den 30 Dow-Werten gibt es mit IBM (minus 3,4 Prozent) nur einen Verlierer.
Auch in Deutschland läuft eines der erfolgreicheren Börsenjahre der Geschichte ab. Die drei attraktivsten Dax-Werte im abgelaufenen Jahr waren bisher Continental (plus 83 Prozent), Deutsche Post (plus 60 Prozent) und Daimler (plus 52 Prozent). Dagegen wurden die Papiere von K+S (minus 37 Prozent), Lanxess (minus 27 Prozent) und RWE (minus 15 Prozent) 2013 am stärksten verkauft.
Risiken gingen zurück
Das Börsenjahr war davon geprägt, dass die großen Risiken der Weltwirtschaft – ein Auseinanderbrechen der Eurozone, ein Wirtschaftsabschwung in China oder Turbulenzen in der US-Wirtschaft – zurückgingen. Dominiert wurden die Börsen aber von einem Thema: Dem billigen Geld der Notenbanken. Neben Tokio haben sowohl die Europäische Zentralbank (EZB) als auch die US-Notenbank Fed den Finanzmarkt mit frischem Geld geflutet.
Mit Spannung verfolgten die Börsianer die Anleihenkäufe der Fed. Indem sie 85 Mrd. Dollar (61,5 Mrd. Euro) pro Monat für Anleihen ausgab, stützte sie die US-Wirtschaft und verhalf den Börsen zu guten Gewinnen. Ab Jahresmitte drehte sich dann alles um die Frage, wann die Notenbanker beginnen, ihre Anleihenkäufe zu reduzieren. Erst kurz vor Jahresende drosselte Noch-Fed-Chef Ben Bernanke die Anleihenkäufe auf 75 Mrd. Dollar monatlich.
Viele Börsianer sind sich bewusst, dass der Geldregen von den Zentralbanken irgendwann schwächer werden wird. Die Einschränkung der Fed-Käufe hat die Anleger bisher aber weder erschüttert noch ihre Euphorie gedämpft. Entscheidend dürfte sein, ob Janet Yellen, die erste Frau an der Spitze der Fed, den Kurs von Bernanke fortsetzen wird. Die Ablöse von Bernanke steht am 31. Jänner an. Es wird erwartet, dass Yellen die lockere Geldpolitik fortsetzt.
Dunkle Tage im Juni
Der österreichische Leitindex könnte demnach die Gelegenheit erhalten, Boden gutzumachen. Trotz stetigem Aufwärtstrend seit Juni ging sich für das Gesamtjahr nur ein mageres Plus von 6,5 Prozent aus. Der ATX verabschiedet sich mit 2546,54 Punkten aus dem alten Jahr. Damit kletterte der Leitindex, der die Kursentwicklung der 20 wichtigsten börsennotierten Unternehmen in Österreich abbildet, innerhalb eines Jahres um knapp 160 Punkte. Zum Vergleich: 2012 schloss der ATX bei 2400 Punkten. Die dunkelsten Tage erlebte der Leitindex heuer zwischen dem 19. und 24. Juni, als er binnen fünf Tagen von 2380 auf 2170,86 Zähler abstürzte und seinen Jahrestiefststand markierte. Das Jahreshoch verzeichnete der ATX am
6. November bei 2665,66 Punkten.
Von ihren Blütezeiten ist die Wiener Börse trotzdem noch weit entfernt. Das momentane Niveau entspricht gerade mal der Hälfte des bisherigen Allzeithochs von 4972 Punkten vom 9. Juli 2007, also gut ein Jahr vor dem Höhepunkt der Finanzkrise im Jahr 2008.
Ein kurzer Rückblick: 2008, im ersten Krisenjahr mit der Lehman-Pleite, brach der ATX um 61 Prozent auf 1751 Punkte ein. Der tiefste Stand seither wurde im März 2009 mit 1412 Punkten erreicht. 2009 ergab sich dann trotzdem noch ein Plus von 43 Prozent. Auch 2010 hielt die Erholung mit einem Anstieg um 16 Prozent an. 2011 erfolgte dann ein neuerlicher Einbruch um 35 Prozent auf 1892 Punkte, im Vorjahr 2012 wiederum schloss der ATX mit einem Plus von 27 Prozent.
