Andreas Scalet

Kommentar

Andreas Scalet

Entfesselung der Verhinderer

Markt / 15.01.2014 • 22:16 Uhr

Rund 1000 Menschen wagen in Vorarlberg jährlich den Weg in die Selbstständigkeit – ein Weg, der Mut und Ausdauer verlangt, ein Weg, der oft auch mit Selbstausbeutung einhergeht, denn reich werden die wenigsten Unternehmer. Einfach wurde es Jungunternehmern in Österreich sowieso nie gemacht. Wohl deshalb gehört die Gründerquote in Österreich zu den niedrigsten im internationalen Vergleich.

 

Damit das so bleibt, hat sich die Regierung wieder
etwas einfallen lassen. Ohne große Worte zu verlieren, wird zurückgenommen, was erst vor wenigen Jahren eingeführt wurde: Der Gewinnfreibetrag für Unternehmer.  Damit sollte den Unternehmern die Möglichkeit geboten werden, Geld für künftige Anschaffungen anzusparen und/oder die eigene Altersvorsorge zu forcieren. Endlich habe man Gerechtigkeit zwischen den Angestellten, die ein steuerbegünstigtes 13. und 14. Monatsgehalt erhalten, und den Selbstständigen hergestellt. Die Sonntagsreden der Politiker sind noch nicht verhallt, nun ist alles wieder anders.

 

Bei der Suche nach Einnahmequellen für den Staat haben die Steuerexperten wieder eine Minderheit ausgeforscht, deren Stimme viel zu leise ist. In Vorarlberg betrifft die Regelung rund 1500 Selbstständige, die, statt 10 Millionen Euro anzusparen, nun 10 Millionen abführen (österreichweit sind es 21.000 Selbstständige und 170 Millionen Euro). Der Protest hält sich – wie vorhergesehen – in Grenzen. Und gäbe es nicht einige wenige aufmerksame Interessenvertreter, würde das für viele Unternehmer wichtige Thema wahrscheinlich gar nicht wahrgenommen.

 

Solche Benachteiligungen – anders kann man es nicht nennen – machen die Selbstständigkeit nicht attraktiver, so wird die für eine vitale Volkswirtschaft wichtige Gründerquote nicht gesteigert. Noch ein Beispiel gefällig, das vielen den Schritt ins Unternehmertum verleidet? Im Juni 2013 wurde die GmbH-Light eingeführt. Die Reduzierung des Stammkapitals von 35.000 auf 10.000 Euro machte es leichter, eine solche Gesellschaft zu gründen. Damit soll nach knapp einem halben Jahr wieder Schluss sein. Bei den Koalitionsgesprächen sind diese Maßnahmen auch von der sogenannten Wirtschaftspartei mitverhandelt worden. Vizekanzler Spindelegger sprach im Wahlkampf von einer „Entfesselung der Wirtschaft“.  Entfesselt wurden aber nur jene, die neue wirtschaftliche Impulse zu verhindern trachten.

andreas.scalet@vorarlbergernachrichten.at, 05572/501-862