Mädchen und Migranten für die Lehre begeistern

Markt / 16.01.2014 • 21:17 Uhr
Mädchen und Migranten für die Lehre begeistern

Damit soll in Vorarlberg sinkenden Lehrlingszahlen entgegen­gewirkt werden.

Feldkirch. (VN-reh) Die Zahl der Lehrlinge sinkt. Was kaum verwundert, betrachtet man die demografische Entwicklung im Land. Es gibt weniger junge Menschen in Vorarlberg und damit auch weniger Lehrlinge. Diese Entwicklung setzt sich seit dem Jahr 2012 fort. Damals kam es zu einem Wendepunkt. Der Rückgang sei schmerzlich, aber eben nicht überraschend, weil vorhersehbar, betont auch Christoph Jenny, Leiter der Lehrlingsstelle in der Wirtschaftskammer Vorarlberg.

Mit Ende des Jahres 2013 standen laut WKÖ-Statistik 7914 junge Menschen in Vorarlberg in einem aufrechten Lehrverhältnis. Darin enthalten sind 122 Jugendliche, die eine sogenannte Teilqualifikation erwerben. Gesamt ging die Zahl der Lehrlinge um 2,3 Prozent zurück. Dennoch: 52 Prozent der 15-Jährigen entschieden sich im vergangenen Jahr für eine Lehrlingsausbildung. Damit hat Vorarlberg noch immer die höchste Lehrlingsquote in Österreich.

Weniger Ausbildungsbetriebe

Leicht sinkend ist auch die Zahl der Ausbildungsbetriebe im Land. „Wir sind derzeit in Kontakt mit den betreffenden Firmen, um genau zu evaluieren, warum sich Betriebe aus der Lehrlingsausbildung zurückziehen“, berichtet Jenny. Mit den Ergebnissen könne man dann Maßnahmen in die Wege leiten, um weitere Betriebe für die Lehrlingsausbildung zu gewinnen. Für AK-Vizepräsidentin Manuela Auer ist diese Entwicklung völlig unverständlich. Seien doch gut ausgebildete Fachkräfte stets eine wichtige Stütze der Vorarlberger Wirtschaft gewesen. „Dieser Wettbewerbsvorteil darf nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden“, sagt Auer.

Politik gefordert

Handlungsbedarf sieht die AK-Vizepräsidentin hierbei vor allem auf Seiten der Politik. Diese habe in der Vergangenheit viele Entscheidungen getroffen, „die dem Image der Lehre massiv geschadet haben“. Dazu gehört für Auer etwa die erleichterte Lehrlingskündigung. Diese müsse wieder rückgängig gemacht werden.

Obwohl diese rückläufige Entwicklung bei den Lehrlingszahlen kaum aufzuhalten ist, gegensteuern kann man sehr wohl. Neben der Imageverbesserung sollen in Vorarlberg deshalb neue Zielgruppen für eine Lehrausbildung begeistert werden. So zum Beispiel die Mädchen. Die Zahl der weiblichen Lehrlinge liegt derzeit bei rund 36 Prozent, wohingegen rund 68 Prozent der männlichen Jugendlichen eine Lehre absolvieren. „Zum anderen sehe ich auch bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund noch ein großes Potenzial als künftige Lehrlinge. Wir versuchen über den Ausbau der Berufsorientierung und über verstärkte Informationen zur Berufswahlentscheidung an den Pflichtschulen diese Gruppe für die Lehre zu begeistern“, erklärt Jenny.

Diese Zahl ist schmerzlich, aber nicht überraschend.

Christoph Jenny, WKV