Zuwanderung prägt Bevölkerung und Schulen

Politik / 27.10.2025 • 13:42 Uhr
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Fast ein Viertel der Vorarlberger Bevölkerung wurde im Ausland geboren, die Zuwanderung bleibt hoch. Besonders im Bildungssystem zeigen sich die Folgen. Ein Ansatz ist die Sommerschule, wie sie etwa wieder diesen Sommer in Hohenems stattgefunden hat. Roland Paulitsch

Nach Wien hat Vorarlberg den zweithöchsten Anteil an Schülern mit nicht-deutscher Erstsprache.

Schwarzach Vorarlberg befindet sich im Wandel. Das zeigt ein Blick auf die aktuelle Bundesländerbroschüre des Österreichischen Integrationsfonds. Mit Stichtag 1. Jänner 2025 lebten in Vorarlberg fast 97.000 Menschen, die im Ausland geboren wurden – das entspricht 23,6 Prozent der Gesamtbevölkerung. Damit ist der Anteil der im Ausland Geborenen innerhalb von zehn Jahren um 4,7 Prozentpunkte gestiegen. Herausforderungen ergeben sich besonders im Bildungsbereich.

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Wanderbewegungen nach Vorarlberg im Detail

Die größten Gruppen kommen aus Deutschland (22.100), der Türkei (16.600) und Bosnien-Herzegowina (5900), gefolgt von Syrien (4500) und Rumänien (3900). Mehr als die Hälfte (52,1 %) der in Vorarlberg lebenden Menschen mit ausländischem Geburtsort stammt aus Drittstaaten außerhalb von EU und EWR. Regional betrachtet liegt der Anteil der im Ausland Geborenen in den Bezirken Dornbirn (25,1 %) und Bregenz (24,8 %) am höchsten, während Feldkirch (22,1 %) und Bludenz (21,3 %) geringere Werte aufweisen.

Im Jahr 2024 zogen 7500 Menschen nach Vorarlberg. 54,1 Prozent (4100) kamen aus EU- und EFTA-Staaten sowie dem Vereinigten Königreich, 2500 aus Drittstaaten und rund 990 waren österreichische Staatsbürger. Die größten Zuzugsgruppen bildeten Deutsche (1300), Rumänen (680), Ukrainer (530) und Ungarn (470).

Zehn-Jahre-Trend in Österreich

Die Entwicklung zeigt, wie stark Zuwanderung die österreichische Bevölkerungsstruktur insgesamt verändert hat. 2015 erreichte die Migration nach Österreich infolge internationaler Krisen ihren Höchststand. Nach einem Rückgang stieg sie 2022 durch die Aufnahme von Vertriebenen aus der Ukraine erneut deutlich an. Seit 2023 ist die Zahl der Zuzüge zwar rückläufig, bleibt aber auf hohem Niveau.

Deutliche Unterschiede bei Geburtenrate

Auch bei der Geburtenrate zeigen sich Unterschiede. 2024 lag die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau in Vorarlberg bei 1,45 – ein Rückgang gegenüber 2014 (1,61). In Österreich geborene Frauen bekamen durchschnittlich 1,36 Kinder, im Ausland geborene 1,79. Deutlich höhere Werte verzeichneten Frauen aus Afghanistan, Syrien und dem Irak mit durchschnittlich 3,61 Kindern, während Frauen aus den Staaten des ehemaligen Jugoslawien (außerhalb der EU) auf 1,93 und Frauen aus den EU-Beitrittsstaaten 2004 auf 1,26 Kinder kamen.

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Diese demografischen Entwicklungen spiegeln sich auch im Bildungssystem wider. Im Schuljahr 2023/24 hatten 26,0 Prozent der Schülerinnen und Schüler in Vorarlberg eine andere Erstsprache als Deutsch – ein Anstieg um 3,7 Prozentpunkte gegenüber 2013/14 (22,3 %). Nach Wien liegt Vorarlberg damit österreichweit auf Platz zwei. Bildungslandesrätin Barbara Schöbi-Fink sagte zu Schulbeginn im VN-Interview: „Obwohl wir weit weg sind und auch ländliche Regionen haben, teilen wir manche Situationen mit Wien.“

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Sommerschule und Personalfrage

Besonders hoch war der Anteil von Kindern mit anderer Erstsprache in Sonderschulen (49,9 %), Polytechnischen Schulen (42,5 %), Neuen Mittelschulen (35,4 %), Volksschulen (31,7 %) und Berufsbildenden Mittleren Schulen (28,0 %). Niedriger lag er in Berufsbildenden Höheren Schulen (16,6 %), Allgemeinbildenden Höheren Schulen (14,9 %) und Berufsschulen (5,2 %). Diese Unterschiede zeigen, dass Schülerinnen und Schüler mit nicht-deutscher Erstsprache oft andere Bildungswege einschlagen – eine Herausforderung, die gezielte Förderung und integrative Maßnahmen erfordert.

Eine zentrale Rolle spielt laut Schöbi-Fink die Sommerschule. Sie betonte im Gespräch mit den VN jedoch, dass dort noch zu wenige außerordentliche Schüler teilnehmen. Im Sommer 2025 gab es 1848 Anmeldungen in Vorarlberg. Das wird sich künftig ändern: Für Schülerinnen und Schüler mit Problemen in der Unterrichtssprache Deutsch wird der Besuch der Sommerschule in den letzten beiden Ferienwochen ab nächstem Jahr Pflicht. Der entsprechende Ministerratsvortrag wurde Ende September von der Regierung beschlossen.

Die Regierung geht von einer Verdoppelung der Teilnehmerzahl aus. Dabei stellt sich die Frage nach dem Personal. Bildungsminister Christoph Wiederkehr (Neos) hat bereits angekündigt, Lehrer notfalls auch zum Unterricht in der Sommerschule zu verpflichten. „Eine Verpflichtung würde vieles ändern“, sagte Schöbi-Fink noch Anfang September. Das Land habe gute Erfahrungen mit der Freiwilligkeit des Lehrpersonals gemacht, betonte sie.

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