Spielende Ausbildung wird zum Fest

Eine Lehre bei den Bregenzer Festspielen ist eine besondere Berufsausbildung
Seit dem Eintritt in das Unternehmen 2011 sind Sie für die Ausbildung verantwortlich. Wie beschreiben Sie die Aufgabe der Wissensvermittlung an Jugendliche, die sich in einer besonderen Lebensphase befinden?
Hartmann: Die Herausforderung ist sicher groß, dafür bekommt man vieles retour. Heute wird der Aufwand für Hilfestellungen (egal welche) sicher unterschätzt. Was die Jugendlichen zu Hause oder in der Schule nicht lernen, fehlt. In ihrer Zeit der Entwicklungs- bzw. Selbstfindungsphase hat das Unternehmen eine wesentliche Mitverantwortung in Bezug auf die zukünftige gesellschaftspolitische Situation.
Wie wichtig ist die Lehrlingsausbildung für die Festspiele?
Hartmann: Sie hat einen sehr hohen Stellenwert. Wir haben eigene Rotationspläne für unsere fünf Lehrlinge erstellt und Verantwortliche festgelegt. Durch regelmäßiges Abgleichen mit den Ausbildern werden stetig Verbesserungen in der Ausbildung vorgenommen. Insgesamt haben wir fünf Ausbilder, die sich zum Thema Lehrlinge weiterbilden.
Welches Umfeld würden Sie als ideal für Lehrlinge bezeichnen?
Hartmann: Gutes und richtiges Wissen zu vermitteln steht an oberster Stelle. Eine Ansprechperson oder Anlaufstelle für Probleme zu sein ist auch wichtig. Im Umfeld von Events und Veranstaltungen stoßen wir immer auf interessierte Jugendliche. Die Kunst ist, klare Grenzen aufzuzeigen und jeden Lehrling richtig zu fördern und fordern, aber auch nicht zu überfordern.
Wie gelingt dieser Spagat?
Hartmann: Ohne fachliche Kompetenz geht nichts. Allerdings ist es extrem wichtig, auch im sozialen Bereich eine Anlaufstelle zu sein. Die Jugendlichen müssen ernst genommen und gehört werden. Unter der Federführung des Personalbüros haben wir insgesamt fünf Lehrlingsausbilder in verschiedenen Abteilungen. Jeder hat seine Stärken.
Was schätzen Sie an Ihrem Job?
Hartmann: Kontakt zu Jugendlichen, das hält einen selber jung, die Entwicklung der Lehrlinge mitzuerleben, gemeinsame Erfolge und auch manchmal Misserfolge zu teilen, eine gewisse Vorbildfunktion haben zu dürfen etc.
Was ist speziell an der Ausbildung bei den Festspielen?
Hartmann: Bei den Festspielen und auch im Festspielhaus ist alles speziell (lacht). Durch unseren Rotationsplan werden die Lehrlinge beinahe in allen Abteilungen eingesetzt. Das schafft Verständnis für das „Gesamte“ und fördert jeden Lehrling, seine Talente kennenzulernen.
Auf was legen Vorgesetzte besonderen Wert?
Hartmann: Auf Interesse am Beruf, Teamfähigkeit, Ehrlichkeit, Verantwortungsbewusstsein und Motivation.
Welchen „Spirit“ sollen Lehrlinge mittragen?
Hartmann: Nur begeisterte Mitarbeiter können diese positive Stimmung auch an den Kunden übertragen.
Ein Kunde spürt, ob die Mitarbeiter motiviert sind oder nicht. Dies gilt genauso für Lehrlinge. Unsere Philosophie ist, die Faszination für alles, was sich im Bereich Veranstaltungs- und Eventmanagement abspielt, zu wecken.
Warum, denken Sie, wurde Ihr Betrieb ausgezeichnet?
Hartmann: Unsere Stärke ist sicher, dass wir eine gewisse Freiheit zulassen und ein Grundvertrauen in die Lehrlinge haben. Wir verlangen viele verschiedene Aufgaben und müssen bereit sein, auch Verantwortung an die Lehrlinge abzugeben. Unser Ausbildungsplan ist schon aufgrund unserer Branche sehr speziell. Die ausgebildeten Lehrlinge stehen mit beiden Beinen im Leben und sind am Arbeitsmarkt sehr gefragt.